Die besten Biere

Die neue Lust am Craft Beer

Gut hundert Liter Bier genießt der Durchschnittsdeutsche pro Jahr. Nach Kaffee ist der Gerstensaft damit nach wie vor das zweitliebste, flüssige Genussmittel der Deutschen. Und ständig werden neue Wege genommen, um die Genussvielfalt zu erweitern. Einiges davon erinnert entfernt an die Weinbereitung, wie Kalthopfung, Holzfassreifung oder Flaschengärung. Mal erfolgt auch eine Rückbesinnung auf alte Handwerkstechniken mal sind kreative Innovationen in den Startlöchern, der Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt.

Der allerneueste Trend sind innovative Craft-Biere, die nicht auf Masse, sondern auf Klasse setzen. Manchmal sind es Wanderbrauer, die auch Gipsy Brewer oder Kuckucksbrauer genannt werden, die experimentell in fremden Bottichen tätig werde, wie die Brauerei Mikkeler aus Kopenhagen. Deren Chef Mikkel Borg Bjergso, war ursprünglich Lehrer für Naturwissenschaft und zieht in den letzten Jahren eines der kühnsten Brauprojekte Europas durch. In Single Hop und Single Yeast Serien werden von ihm jeweils mehrere Biere nach gleichen Verfahren aber mit unterschiedlichen Hefen und Hopfensorten gebraut. Eine exzellente Möglichkeit die Unterschiede der Hopfen und Hefen kennen- und unterscheiden zu lernen. Bei seiner alljährlichen Copenhagen Beer Celebration (Foto oben, (c) Michael Ritter) treffen sich Tausende Bier-Liebhaber aus aller Welt.

Auch der Berliner Oliver Lemke braut in seiner kleinen Handwerks-Brauerei mit den Rohstoffen Wasser, Malz, Hopfen und Hefe seit 1999 rund 40 verschiedene Craft Biere. Das Ergebnis sind hier wie da völlig neue Geschmackserlebnisse: fruchtig, blumig, würzig, bittersüß oder auch mit Kaffee, Vanille-, oder Schokonoten.

Eine große Auswahl an Craft-Bieren präsentiert die Dérer Import GmbH, die über 200 Sorten aus den USA, Österreich und sogar aus Italien und Norwegen präsentiert. Damit sich die Aromen der Craft-Biere auch optimal entfalten können, bedarf es entsprechender Gläser. Während die klassische Tulpe zur Aromaentwicklung beim Pils gut geeignet ist, bedarf es zur Entfaltung komplexerer Aromen eher bauchiger Gläser, wie zum Beispiel des Teku-Pokals, denn nur olfaktorisch, also über den Geruchssinn, sind die vielfältigen Aromen wahrnehmbar.

Mit dem "Braumeister" der Firma Speidel aus dem baden-württembergischen Ofterdingen kann sich auch jeder echte Bierfan einen Traum verwirklichen und sein eigenes Lieblingsbier zu Hause brauen. In den Kesseln von 20 bis 500 Litern Fassungsvermögen, die mit dem Starterset ab 1.700 Euro kosten, lässt sich prinzipiell jede Biersorte herstellen: von Altbier über Berliner Weiße und Kölsch bis zum Zwickelbier. Alle Brauschritte finden dort in einem einzigen Gefäß statt und dank der patentierten Malzrohr-Technik wird die Bierwürze automatisch umgewälzt, sodass Heimbrauer nicht einmal umrühren müssen. Sie können sich darauf konzentrieren, ein Bier nach dem ganz eigenen Gusto zu kreieren. Während die 20 und 50-Liter Version etwas für den ambitionierten Hobbybrauer sein dürfte, sind die 200 und 500 Liter großen Kessel sicherlich für den ein oder anderen Gastwirt eine interessante Alternative.

(c) Connaisseur & Gourmet 2021