Auf Genussreise

Calçots - ein Lauch vom und zum Frühling

Calçots quasi llestos

Köstliche Calcots

Calcots - die katalanischen Lauchzwiebeln

CC0 Pixabay

Der Spätwinter ist in Katalonien immer die Zeit der Calçotada. So nennt man dort das traditionelle bäuerliche Volksfest, das ursprünglich rund um die Stadt Valls gefeiert wurde. Inzwischen aber so beliebt ist, dass nicht nur Expats aus Katalonien im März auch bei uns in Deutschland und andernorts damit die gleichnamige Spezialität der regionalen Küche feiern. Als ich das erste Mal vor vielen Jahren Valls besuchte, war ich zuerst überrascht von den stark verkohlten Frühlingszwiebeln, die dort auf dem Rost vor dem Lokal vor sich hin kokelten, aber dann begeistert von dieser einfachen aber unheimlich leckeren Spezialität. Inzwischen feiert man das Fest auch an anderen Orten im Osten Kataloniens. Neben den Calçots, einer einheimischen Version der Frühlingszwiebel, die wie ein Zwischending von Frühlingszwiebel und Lauch aussehen, gibt es dabei oft auch noch gegrilltes Fleisch. Pro Kopf sollte man – je nach Appetit und Beilagen- zwischen 10 und 40 Calçots planen.

„Calçots“ sind die Sprösslinge einer weißen Zwiebel, die man wieder in Rillen legt und wenn sie dann ausschlagen, nach und nach mit Erde bedeckt. Weil nur der unterirdische Teil weiß bleibt, fügt man später weitere Erde dazu, mit der man die Zwiebel „beschuht“, so die Übersetzung des Namens. In der EU ist sie inzwischen eine regional schützenswerte Spezialität.

Wie in Valls legt man sie nach der Ernte und nachdem man die Erde etwas abgeschüttelt hat nebeneinander in kleinen Bündeln auf einen groben Rost und grillt sie dann solange im offenem Feuer aus altem Rebholz, bis sie außen von einer kompakten Rußschicht umgeben, also verkohlt sind.

Nanu? Enthält angebranntes Essen nicht krebserregende Stoffe und gilt deshalb als ungesund? Schon, aber wenn die so stilecht auf halbrunden Dachziegeln serviert werden, greift man sich mit einer Hand nur die inneren oben grünen Blätter und streift – das muss man können – mit der anderen Hand in einem Rutsch die schwarzen Häute einfach ab. Zurück bleibt nur der weiße, zarte Teil, der dann in eine würzige Salsa Romesco getunkt und dann gleich genossen wird. Es ist keine saubere Geschichte, deshalb sind die Lokale, in denen man sie verzehrt meist auch sehr rustikal ausgelegt und wenn man sich zuvor ein Lätzchen anlegt, macht auch das Kleckern nichts aus. Gegessen wird mit den Fingern. Dazu wirft man den Kopf in den Nacken und lässt die Calçots mit dem gedippten Ende voraus in den hungrigen Schlund gleiten. Wenn sie gegrillt sind, landet Fleisch als Hauptgericht auf dem Grill. Blutwurst, Kotelett und Lammfleisch sind sehr beliebt, dazu gibt’s noch weiße Bohnen und Artischocken. Sich dabei den zugehörigen Rotwein aus dem Porró, einem Schnabelkrug, gezielt in den Mund zu spritzen, muss man lernen, aber wozu hat man denn ein Lätzchen. Es ist nicht einfach den Mund akkurat zu treffen und dann den Wein zu schlucken, ohne den Mund zu schließen.

Der Dipp aus Salsa Romesco ist ebenfalls typisch in der Region Tarragona. Mans mischt sie aus Tomate, Knoblauch, gemahlenen Mandeln und Haselnüssen und sie schmeckt dadurch süß-salzig. Die Rezepte mögen sich leicht unterscheiden, aber meist sind sie sich sehr ähnlich.

© Michael Ritter

Dario Cecchini in seiner Macelleria in Panzano

(c) Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021