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Brahms, Die schöne Magelone, Gerhaher/Walser

Brahms, Die schöne Magelone, Gerhaher/Walser

(c) Sony Classical

Vor 150 Jahren komponierte Johannes Brahms seine "Die schöne Magelone" - einer der schönsten Liederzyklen der Romantik. Dabei hat er als Besonderheit seine Zwischentexte, die von einem Sprecher zwischen den Liedern vorgetragen werden und die 15 Lieder miteinander verbinden. Das würde ihre Aufführung meist reduzieren, da neben Sänger und Pianist noch ein Schauspieler benötigt wird. In der Konzertpraxis werden die 15 Romanzen aus Ludwig Tiecks rund 60 Jahre zuvor entstandenen "Die wundersame Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter aus der Provence" meist ohne ihren erzählerischen Kontext gegeben, was ihr inhaltliches Verständnis erheblich erschwert. Nun hat der Bariton Christian Gerhaher zusammen mit seinem langjährigen Klavierpartner Gerold Huber Brahms "Schöne Magelone" in einer eigens für ihn entstandenen neuen Textfassung aufgenommen. Sie stammt aus der Feder des Schriftstellers und "Büchner"-Preisträgers Martin Walser, der in der jetzt erschienenen Neuaufnahme auch die Rolle des Sprechers der Zwischentexte übernommen hat.

Für Christian Gerhaher, den "Sänger des Jahres 2016" ging damit ein Herzenswunsch in Erfüllung, da (nicht nur er) die ursprünglichen Erzähltexte Tiecks als sprachlich zu altmodisch empfand, die noch nicht einmal vollständig zu der Musik von Brahms passen. Er wünschte er sich deshalb eine moderne Fassung - und Martin Walser war damit einverstanden, sie zu schreiben. Gerhaher übernimmt dabei "Brahms scheinbar naiv- volkstümlichem Romanzenton nicht direkt, sondern filtert ihn, stilisiert ihn auf Bewussteste und hebt ihn dank seiner sängerischen Intelligenz, ja Intellektualität auf die Höhe kunstvoller Artistik" schrieben die Kollegen der Stuttgarter Zeitung. Die neue usgabe der Opernwelt jubiliert "Es dominiert jene aus Nachdenklichkeit und emotionaler Offenheit gespeiste Reinheit des Stimmklangs, für die Gerhaher zu Recht berühmt ist." Eindrucksvoll auch die Lesung des fast 90jährigen Walsers, der seinen nüchternen Text mit der richtigen Mischung an Charme und Ironie zum besten gibt und dem Zuhörer in den gut anderhalb Stunden einen fesselnden, amüsanten und kurstreichen Abend beschert.

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