Zu Gast (nicht nur) in Euopas Weinregionen

Spannende unbekanntere Ziele entdecken

Acht versteckte Natur-Highlights aus Island

Islands Natur ist nicht nur wunderschön und atemberaubend, sondern durch die Kontraste, die innerhalb des Landes aufeinandertreffen, auch einzigartig und besonders. Das Land aus Feuer und Eis besitzt eine schier grenzenlose Vielfalt an erstaunlichen Naturgewalten und Aktivitäten. Doch einige dieser Naturspektakel sind trotz ihrer einmaligen Schönheit vielen noch unbekannt. Nähere Infos unter Visit Iceland www.visiticeland.com

Die Berge von Landmannalaugar

Im Herzen des südlichen Hochlands von Island befindet sich das Gebiet Landmannalaugar. Es überzeugt nicht nur mit seiner einzigartigen Schönheit und seinen atemberaubenden Farben. Die Landmannalaugar-Berge sind in roten, rosa und gelben Tönen gefärbt. Das Gebiet ist ein wahres Paradies für Outdoor-Begeisterte. Die Landmannalaugar-Berge eignen sich in der Sommersaison perfekt für ein- oder mehrtägige Wandertouren. Man sollte sich jedoch vor seiner Tour erkundigen, ob das Gebiet zum gewünschten Zeitpunkt zugänglich ist. Ist es das, laden viele natürlichen Quellen zum Baden ein. Wer Landmannalaugar besucht, sollte also immer Badesachen griffbereit haben.

Der Vulkan von Fagradalsfjall

Seit einigen Wochen findet in Island ein hypnotisierendes Spektakel statt: der Ausbruch eines Vulkans an den Hängen des Berges Fagradalsfjall, knapp 30 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavík entfernt. Obwohl auf Island im Schnitt alle drei bis fünf Jahre ein Vulkan ausbricht, wurde zuvor seit 800 Jahren kein Vulkanausbruch in dieser Region verzeichnet.

Der Stakkholtsgjá Canyon

Der Stakkholtsgjá Canyon ist ein atemberaubendes Naturwunder im Þórsmörk Nationalpark im südlichen Hochland Islands. Innerhalb der Schlucht des Canyons ist man von geraden, ungefähr hundert Meter hohen Felswänden umgeben. Auf einer Wanderung durch die zwei Kilometer lange Schlucht des Canyons erwarten die Wanderer unter anderem mehrere Bäche, geheimnisvolle Höhlen und Regale mit Vegetation in den Felswänden und tiefe, enge Schluchten. Die Schlucht, die anfangs relativ breit ist, verengt sich nach und nach immer mehr und endet zum krönenden Abschluss an einem malerischen Wasserfall. Der Stakkholtsgjá Canyon kann nur mit einem Geländewagen oder speziellen Bustouren erreicht werden. Der Weg dorthin führt über unbefestigte Schotterwege durch das Hochland Islands. Ein Besuch dieser atemberaubenden Gegend ist auf jeden Fall lohnenswert!

Der Wasserfall von Dynjandi

Der Dynjandi Wasserfall im Herzen der abgelegenen Region Westfjords ist einer der beeindruckendsten Wasserfälle Islands. Er passt sich perfekt an die Form des Fjords an, bevor er sich in Dutzende von kleinen Wasserfällen aufspaltet. Mit knapp 100 Metern Höhe und 30 Metern Breite an seinem oberen Ende ist der Dynjandi der größte von sieben Wasserfällen in diesem Gebiet. Zusammen weisen alle sieben Wasserfälle eine Höhe von 200 Metern auf. Dynjandi ist gleichzeitig auch der Sammelname für alle sieben Wasserfälle des Gebiets. Besonders gewaltig ist der Wasserfall, wenn der Schnee in den Bergen schmilzt. Doch auch im Sommer gibt der Dynjandi ein sehr beeindruckendes Bild ab.

Der Krater von Kerid

Ein weiteres seltenes Naturphänomen befindet sich auf dem Golden Circle im Südwesten Islands: Der See Kerid im Inneren eines Vulkankraters. Hier trifft leuchtend blaues Wasser auf rotes Vulkangestein und eine saftig grüne Vegetation - ein Farbenspektakel der besonderen Art. Der Krater ist 55 Meter tief und erstreckt sich über eine Fläche von 0,05 Quadratkilometern (entspricht in etwa 7 Fußballfeldern). Die Wassertiefe schwankt zwischen 7 und 14 Metern. Da der Krater unterhalb des Grundwasserspiegels liegt, besteht der See im Inneren des Kraters höchstwahrscheinlich aus Grundwasser.

Der See von Myvatn

Im Nordosten des Landes bietet die Region um den Myvatn-See surreale, fremdartig anmutende Landschaften: blubbernde Schlammtümpel, dampfende Geothermalfelder, die aus der Erde entweichen, beeindruckende Wasserfälle, heiße Quellen, Krater und Höhlen. In Myvatn trifft man auf eine einzigartige Natur, die sonst nirgendwo auf der Welt so vorzufinden ist. Der Myvatn-See ist mit 36,5 Quadratkilometern (entspricht in etwa 5.112 Fußballfeldern) der viertgrößte See des Landes. Er ist sehr flach und hat etwa 50 kleine Inseln und Schären. Mit seiner Vielzahl an Fischen, seiner reichen Vogel- und interessanten Pflanzenwelt ist der See mitsamt seiner Umgebung als Naturreservat ausgewiesen.

Die Westmännerinseln

Die Westmännerinseln, ein vulkanischer Archipel von fünfzehn Inseln, liegen etwa zehn Kilometer südlich von Island und sind ein außergewöhnliches Naturparadies, in dem die Papageientaucher zahlreicher auftreten als die Einwohner. Diese Inselgruppe ist wahrscheinlich das am besten gehütete Geheimnis Islands und Schauplatz einiger der bekanntesten Vulkanausbrüche des Landes. Atemberaubende Basaltkolumnen mit vielen Höhlen, Grotten und Wölbungen umgeben die Inseln und verleihen der Inselgruppe ihr besonderes, charakteristisches Erscheinungsbild. Auch aus diesem Grund gehören die Westmännerinseln für einige zu den schönsten Landschaften, die man in Island finden kann.

KULTUR UND WEIN DIE KARTAUSE ITTINGEN

Weinberge in den Marken

(c) Michael Ritter

Wir fahren weiter im Thurgauer Hinterland des Bodensees nach Warth-Weiningen und zur Kartause Ittingen, in der man 900 Jahre Baugeschichte verfolgen kann. Die Kartause war mir bereits früher beim Züricher Swiss Wine Tasting aufgefallen, einer Präsentation der besten Schweizer Winzer und Weine im Schiffbau des Zürcher Schauspielhaus.

Rund um die Kartause, die nach der Säkularisierung Mitte des 19. Jahrhunderts in Privatbesitz übergegangen war und von der Besitzerfamilie bis 1977 als landwirtschaftlicher Musterbetrieb geführt wurde, baut man auf rund 10 Hektar Wein an. Mit 66 ha Kulturland, 32 ha Wald uns einer Alp in den Bergen gehört das Gut weiterhin zu den größten im Kanton.

Auch nachdem man die Kartause 1977 in eine Stiftung überführte und sie für fast 50 Millionen Schweizer Franken gründlich restaurierte, wollte man den klösterlichen Wert der Selbstversorgung zeitgemäß weiter pflegen. Außer Wein pflanzt die Stiftung auf je zwei ha Obst und Hopfen an und betreibt den Gutsbetrieb zum größten Teil mit Hilfe der Insassen eines Behindertenwohnheims auf dem Gelände. Auch ein Hotel und ein Kultur- und Bildungszentrum sind Teil der Anlage. Sehr schön sind die Gäste im Hotel mit seinen 68 gemütlichen Zimmern untergebracht. Ein Hingucker ist der Neubau des Restaurants „Zur Mühle“ mit dem integrierten Mühlrad aus dem alten Gut. Serviert werden authentische und schmackhafte Speisen, die Küchenchef Jürgen Stöckel am liebsten als 0-Kilometer-Menu anbietet, bei dem alle Zutaten aus eigenem Anbau stammen oder von hauseigenen Produzenten weiterverarbeitet wurden. Ohnehin stammen 95 Prozent der Kartäuser Küche aus Schweizer Produktion und mit rund 200 Produkten aus eigener Produktion ist das Restaurant ziemlich einzigartig in der Region.

Die Stiftung sieht in dem 0-Kilometer Menu einen wichtigen Beitrag zur Regionalität und CO2-Reduktion. Da beträgt der Weg vom Melkstand in die hofeigene Käserei von Käsemeister Ruedi Tritten gerade mal 200 Meter.

Der hübsche von Gärtnerin Monika Fischer gepflegte Kräutergarten liegt einen Katzensprung von der Küche entfernt, ebenso die eigene Fischzucht und der Wein, bei dem meist auf die edlen Tropfen aus dem Keller der Kartause zurückgriffen wird. Zum Frühstück kennen die Mitarbeiter manchmal die Namen der eierlegenden Hennen. Brot wird täglich frisch im Holzofen gebacken, dazu gibts Fleisch aus der eigenen Metzgerei, Joghurt, Käse und Molke aus der Käserei, Äpfel vom Hof, Kräutertee aus der Gärtnerei, hausgemachte Konfitüre und vieles mehr. Wo immer möglich aus eigenen Betrieben - mit null Kilometern und gutem Gewissen.

Im alten Klostergebäude mit Teilen eines Wehrturms aus dem 12. Jahrhundert hat man das Kunstmuseum Thurgau mit seiner Sammlung des 1957 verstorbenen Thurgauer Malers Adolf Dietrich, einem der bedeutendsten Schweizer Künstler des letzten Jahrhunderts und Werken anderer Thurgauer Künstler sowie Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst untergebracht. Daneben widmet sich das Ittinger Museum dem Leben der Mönche und hat als künstlerischen Höhepunkt die Klosterkirche, das eigentliche Zentrum der Kartause. Ein Barockjuwel, dessen Mönchschor mit dem Chorgestühl des Thurgauer Schnitzers Chrysostomus Fröhli mehrere Jahre harter Arbeit zeigt. Schön auch das Refektorium, in dem einst die Mönche speisten. Neben der Kirche ist es der am reichsten ausgestattete Raum der Kartause Ittingen, die in Zeiten der Reformation nicht unberührt blieb. Im nahen Zürich lösten die Predigen Zwinglis einen Bildersturm aus, der 1524 mit dem Ittinger Sturm, der Zerstörung der Kartause durch die Bauern, ihren Höhepunkt erreichte und den Prior mitsamt den Mönchen zur Flucht zwang. Zum Wiederaufbau im Jahr 1541 spendete man ein fein gearbeitete Eingangsportal mit dem Doppelwappen von Ittingen und Prior Petrus Frei. Auch vom 14. Jahrhundert ist noch viel Bausubstanz erhalten, wie die Spitzbogenfenster der Kirche und der kleine Kreuzgang.

Der Strand von Raudisandur

Der Sandstrand Raudisandur (wörtlich „roter Sand“) ist ein besonderes Naturerlebnis in den Westfjorden Islands. Er erstreckt sich über 10 Kilometer und erscheint je nach Wetterlage, Muschelmenge und Lichtverhältnis in unterschiedlichen Rot-, Orange-, Gelb- oder Brauntönen. Da die meisten Strände Islands schwarzen Sand aufweisen, ist dieser Strand etwas Besonderes und Einzigartiges.

Mainau

BESUCH AUF DER BLUMENINSEL MAINAU

Am nächsten Morgen geht es zurück nach Deutschland. Konstanz ist dabei ein Nadelöhr, da die Schweizer Autobahn hier in eine Bundesstraße übergeht. Wir umgehen die Staus so gut wie möglich, indem wir über kleine Nebenstraßen zu unserem Ziel fahren: der Blumeninsel Mainau im Überlinger See. Eine Brücke verbindet sie mit dem Festland.

Blumenfans lieben die 45 ha große Mainau mit ihrer spannenden Geschichte. Gründer der einzigartigen Parkanlage war Lennart Graf Bernadotte, ein schwedischer
Ihr Ehemann Philipp Haug kümmert sich unter anderem um den Versuchsweinberg. Seinen Bruder Claudius hatten wir bereits am ersten Abend im Weingut der Familie in Lindau kennengelernt. So schließt sich der Kreis.

Adliger und Urenkel des badischen Großherzogs Friedrich I. Als sich der junge Graf als Enkel des schwedischen Königs in die Fabrikantentochter Karis Nissvandt verliebte und sie heiratete, musste er aus dem Königshaus austreten und auf die mögliche Thronfolge verzichten. Er blieb nicht der Einzige, so dass beim Tode Gustav VI. Adolfs 1973 letztlich neben seinem Onkel Bertil nur noch der heutige König Carl XVI. Gustav als Thronfolger übrigblieb.

Von seinem Vater erhielt Lennart Bernadotte die einst dessen Großvater gehörte Insel Mainau, da dieser selbst keine Verwendung dafür hatte. Der Park war verwildert, doch Lennart plante, die ganze Insel zum touristisch nutzbaren Park auszubauen. Erst kam der Zweite Weltkrieg dazwischen, den die Familie in Schweden verbrachte. Lennart machte Karriere als Fotograf und gewann mit seiner Firma durch die professionelle Umkopierung der Amateuraufnahmen der Pazifik-Überquerung des Norwegers Thor Heyerdahls auf dem Floss Kontiki zwei Oscars.

Nach Kriegsende kehrte er auf die Insel Mainau zurück, organisierte das erste Treffen der Nobelpreisträger in Lindau und rief als Präsident der deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1961 den Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ins Leben. Mit der „Grünen Charta für die Mainau“ setzte er damals Maßstäbe auf dem Gebiet des Landschafts- und Naturschutzes.

Neben vier Kindern aus dieser Ehe wurde er nach der Scheidung und der Heirat mit seiner 35 Jahre jüngeren persönlichen Assistentin Sonja Haunz noch einmal Vater von fünf weiteren Kindern, die heute zum Teil auf der Insel arbeiten. Sonja, deren Vater als Verwaltungsdirektor auf der Mainau arbeitete ist mehr oder weniger auf Mainau aufgewachsen und lernte den Grafen schon als Teenager kennen.

Neben ihrem Bruder Björn Graf Bernadotte af Wisborg leitet heute Bettina Gräfin Bernadotte af Wisborg die Geschicke des namhaften Tourismusmagneten. Als Nachfolgerin ihrer Eltern betreut sie ehrenamtlich die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau.

Ihr Ehemann Philipp Haug kümmert sich unter anderem um den Versuchsweinberg. Seinen Bruder Claudius hatten wir bereits am ersten Abend im Weingut der Familie in Lindau kennengelernt. So schließt sich der Kreis.

Nicht jeder ist ein Freund von so viel professionell und geschäftstüchtig präsentierter Blütenpracht, doch die Mainau hat viele Fans. Zwischen 150 Menschen im Winter und 300 in der Blumensaison arbeiten im ganzjährig geöffneten Park in Gärten und Gewächshäusern. Alles ist straff organisiert und erwirtschaftet - ohne öffentliche Subventionen –einen Jahresumsatz von rund 27 Millionen Euro. Dabei waren die Besucherzahlen schwankend. Kamen in den Anfangstagen der Mainau im Nazideutschland durch Organisationen wie „Kraft durch Freude“ rund 50.000 zahlende Besucher im Jahr, so stieg die Zahl nach der Wiedervereinigung auf mehr als zwei Millionen, die nicht nur einen Rundgang machen und Bäume und Blumen bewundern, sondern oft auch Geld für Andenken und die Gastronomie in der Kasse des Hauses Bernadotte lassen.

Als Bettina Bernadotte als studierte Tourismus-Betriebswirtin die GmbH übernahm, war sie daran interessiert, die Eigenkapitalquote zu erhöhen, die Kosten zu reduzieren und die Einnahmen zu steigern, denn das war dringend nötig, nachdem in den Vorjahren Überschwemmungen und Stürme der Insel übel mitgespielt hatten. Die Besucherzahlen hatten sich in 15 Jahren halbiert. Deshalb sollte die Insel ihre Wetterabhängigkeit reduzieren und mehr Bankette, Tagungen und Firmenveranstaltungen anlocken.

Gleich zu Beginn machte sie sich Bettina bei den Bewohnern des Umlands unbeliebt, als sie den freien abendlichen Inselbesuchs abschaffte und stattdessen ein „Sonnenuntergangsticket“ anbot, das als Verzehrgutschein die abendliche Gastronomie ankurbeln sollte. Schon ihre Eltern hatten Anfang 2000 mit dem Schmetterlingshaus eine neue Attraktion eingeweiht, die auch bei kritischem Wetter die Rentabilität erhöhte. Dazu dient auch das Palmenhaus neben dem Schloss, das in den 90er Jahren von der Gemeinde nur während der Wintermonate genehmigt wurde und während der Frühjahrs- und Sommermonate wieder abgebaut werden musste und so hohe Kosten verursachte. Vor gut 10 Jahren genehmigte der Gemeinderat Bettina Bernadotte aus Gründen des Wetterschutzes eine befristete Ganzjahresnutzung. Die Besucher sind dafür dankbar, denn jedes Jahr nehmen über 3.000 Exemplare faszinierender Orchideen mit ihrem Blütenreichtum die Besucher mit auf eine Reise in fremde Welten und verwandeln das Palmenhaus in ein Paradies, wo Phaleonopsis in leuchtenden Rosa- und Weiß mit Vanda-Orchideen, Cattleyen und exotischen Raritäten kunstvoll in Szene gesetzt werden.

Überlingen

(c) CC0 Pixabay

ÜBERLINGEN - MEHR ALS PFAHLBAUTEN

Essen im Il Mosaico

(c) Michael Ritter

Manche Besucher kommen mit einem der regelmäßigen Bodensee-Schiffe auf die Insel. Auch wir nutzen nach dem Besuch das Schiff, um in 40 Minuten hinüber nach Überlingen zu gelangen.

Zuerst einmal fährt die MS „Baden“ das direkt gegenüberliegende Unteruhldingen an. Vor Tausenden von Jahren lebten die Menschen dort in Holzhütten über dem See. Neben Funden in Deutschland konnte man auch Fundamente in der Schweiz nachweisen, auf denen nach Ansicht der Wissenschaftler die Menschen Häuser aus Holzpfählen errichteten, die sie in den Seegrund rammten.

Die 23 heute zu besichtigenden Pfahlbauten sind Nachbauten, doch Überreste der Seehäuser und anderer Artefakte aus dem Neolithikum und der Bronzezeit von 4.000 bis 850 vor Christus können im fünf Hektar großen Freiluftmuseums besichtigt werden.

Bei einem Spaziergang entlang des Bretterwegs über dem See können Besucher ein Gefühl für das Leben in dieser prähistorischen Gemeinde bekommen.

Vor einigen Jahren hat der SWR zwei Familien eingeladen, in einem TV-Experiment zwei Monate lang das harte jungsteinzeitliche Leben in solchen Pfahlbauten am eigenen Leibe zu erfahren.

Der Museumsleiter, der Archäologe Gunter Schöbel, hatte das Experiment mit initiiert und damit das Interesse an dieser weitgehend unbekannten Epoche unserer Geschichte in der Bevölkerung geweckt. Trockene Wissenschaft ist seine Sache nicht. Schöbel möchte seinen Besuchern die Authentizität eines Freilichtmuseums bieten, das die Gegenwart durch die Realität der Vergangenheit erklärt.

Mit Erfolg. Jährlich bis zu 300.000 Besucher, darunter über 100.000 Schüler, machen Unteruhldingen zu einem der bestbesuchten Freilichtmuseen Europas. 2011 wurden die Überreste zahlreicher historischer Pfahlbausiedlungen, darunter auch ein südlich des Museums gelegene Pfahlbaufeld auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO gesetzt.

Gelände der Landesgartenschau

(c) Michael Ritter

LANDESGARTENSCHAU 2020 ÜBERLINGEN

Von Unteruhldingen geht es entlang des von Wald und Weinbergen bewachsenen Ufers, vorbei am Wohnhaus Martin Walsers nach Überlingen, dessen altes Zentrum uns am Landungsplatz mit der Statue des Bodenseereiters empfängt.

Den Auftrag dafür hat man dem Bildhauer Peter Lenk erteilt, der seit vielen Jahren am Bodensee lebt und arbeitet und in seinen Skulpturen gerne auf satirische Art von ihm empfundene gesellschaftliche Missstände darstellt. Einige Jahre zuvor hatte er für die Konstanzer Hafeneinfahrt die imposante Imperia geschaffen und seine Überlinger Auftraggeber erwarteten von ihm eine Darstellung des Reiters aus Gustav Schwabs populärer Ballade Der Reiter und der Bodensee. Lenk interpretierte den Auftrag ziemlich frei und schuf einen widerwilligen Gaul, auf dessen Rücken der freudlose und vor Unbehagen starre Martin Walser die Zügel in der Hand hält, der statt Stiefel Schlittschuhe trägt. In einem Flugblatt erklärte der Künstler „Dichter – unsterblichkeitsberechtigt – Eiskunstläufer zu Pferde auf den zugefrorenen Seen Deutscher Geschichte. Er steigt erst ab, wenn das Eis gefährlich dünn wird, dann dreht er seine Pirouetten.“ Lenk spielt damit auf die Kontroverse bei der Auszeichnung mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels an. Walser war über die unfreundliche Darstellung an seinem Wohnort nicht begeistert und mied den Landungsplatz fortan. „Da wohnt man 30 Jahre in einer Stadt, und dann stellen sie einfach so etwas auf“ beschwerte er sich bei den Kollegen vom SPIEGEL.

Schon seit einiger Zeit wirbt Überlingen für sich als „Gartenstadt am Bodensee“. Das dürfte 2020 mehr denn je zutreffen, denn für das kommende Jahr hat sich die Stadt die Mittel für die Ausrichtung der Landesgartenschau gesichert und damit eine Reihe von Garten- und Parkflächen im Zentrum und entlang des Bodenseeufers neuentwickelt und reanimiert.

Unter dem Motto „Erfrischend – Grenzenlos – Gartenreich“ will man dabei mit der ersten Landesgartenschau am Bodensee 179 Tage lang nicht nur zu Land, sondern auch zu Wasser punkten. Mit dem neuen Uferpark im Westen der Stadt auf rund sechs Hektar sollen lauschige Plätze unter schattigen Bäumen und Stauden mit Rasen- und Wiesenflächen zum Spielen und Entspannen einladen und damit vor allem Familien anlocken, die die große Sandfläche und die Riesenschaukeln für Groß und Klein als neuen Lieblingsspielplatz nutzen können.

Wer kneippen möchte, kann dort einfach in das größte Kneippbecken der Welt hineintreten – den Bodensee.

Doch auch innerhalb der Stadt werden die vorhandenen Gartenflächen qualitativ aufgewertet, miteinander verknüpft und zum Teil der Öffentlichkeit wieder neu zur Verfügung gestellt. Zusammen mit den Villengärten beim ehemaligen Haus des Gastes, das dann als Pflanzenhaus genutzt wird, den Menzinger Gärten, Rosenobelgärten und St.-Johann-Graben konnten so die Fördergelder für die Schaffung attraktiver Ausstellungsbereiche genutzt werden. Auch die Innenstadt soll durch Umgestaltung des Landungsplatzes und der Uferpromenade attraktiver werden.

Doch schon heute können Besucher auf dem Überlinger Gartenkulturpfad einen grünen Rundgang durch die Innenstadt antreten. Kaum jemand erwartet die herrlich-schattigen Parks, verwunschenen Gärten und begrünten Festungsanlagen am Rande der Altstadt. Der Pfad führt auf rund vier Kilometern vollständig ausgeschildert durch die schönsten Parks, Gärten und Grünflächen Überlingens mit wunderbaren Ausblicken über den See und die Altstadt.

Mit seinem Badgarten, des früheren Kapuzinerklosters, dem von Rotbuche und Linde begrenzten Kurpark am See und dem durch seinen Artenreichtum beeindruckenden Stadtgarten besitzt die Stadt ein wunderbares Ensemble von Parkanlagen aus dem 19. Jahrhundert, als Überlingen zur beliebten Kur- und Bäderstadt wurde. Gartenfreunde können damit auch vor und nach der Landesgartenschau einen weiteren Aspekt der Gartenarchitektur am Bodensee erleben und werden sicherlich gerne wiederkommen, denn es gibt noch sehr viel mehr links und rechts vom Bodensee zu entdecken.

© Michael Ritter

Köstliche Küche am Bodensee

(c) Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021