Zu Gast (nicht nur) in Euopas Weinregionen

Spannende unbekanntere Ziele entdecken

Auf Weinerkundung am Duero

Blick über den Duero auf Zamora

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Die Sonne brütet über der für ihre Burgen berühmten spanischen Region Kastilien. Temperaturen von über 40°C dörren den Boden aus und entfachen in der Provinz Zamora Waldbrände. Im Juni 2022 musste die Feuerwehr Dutzende Dörfer evakuieren, nachdem die Flammen in deren Nachbarschaft mehr als 25.000 Hektar Wald und Buschland verbrannt hatten. Seit Wochen herrscht einzig Hitze und Trockenheit und bringt das Alltagsleben weitgehend zum Erliegen. An Regen ist gar nicht zu denken.

Begonnen hatte ich meine Reise in Madrid, rund 250 km südöstlich von Zamora. Auf der Schiene braucht der superschnelle AVE-Hochgeschwindigkeitszug wenig länger als eine Stunde, doch wegen der Weinstraßen in der Region, reise ich in gut drei Stunden über die Autobahn an.

Burg La Mota von Medina del Campo

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Weinland Castilla y Leon

Kastilien ist zweigeteilt. Das fast 95.000 Quadratkilometer große Kastilien-Leon ist größer als Portugal und größte Region Spaniens und der EU. Von Madrid führt die Fahrt durch die bis 2.430 Meter hoch aufragende Sierra de Guadarrama, vorbei am mächtigen königlichen Palast und Kloster El Escorial. Das Gebirge ist Teil der iberischen Zentralkordillere, die Kastilien ins südliche Neukastilien oder Castilla La Mancha und ins nördliche Altkastilien Castilla y Leon, die Wiege des spanischen Königsreichs teilt und die Wasserscheide zwischen Duero/Douro und Tajo/Tejo bildet. Zum Ende meiner Reise werde ich in einen weiter westlich gelegenen Teil dieses Sistema Centrals zurückkehren, denn in der Sierra de Francia befindet sich eines der neueren Weinbaugebiete Spaniens.

Schon auf der Fahrt wird schnell klar, woher Kastilien seinen Namen hat. Direkt an der Autobahn liegt im Städtchen Arévalo die erste Burg. Hier verbrachte mächtige Königin Isabella I., die Katholische, die Christopher Kolumbus die Entdeckung Amerikas finanzierte, einen Teil ihrer Kindheit und quartierte später wichtige Gefangene ein. Einige Kilometer weiter liegt in Medina del Campomit La Mota schon das nächste mittelalterliche Castillo. Beeindruckend ist es durch die Barbakane, eine vorgelagerte Ringmauer mit Schießscharten umgeben. Auch diese Burg diente lange als Staatsgefängnis, in der der uneheliche Papstsohn Cesare Borgia inhaftiert war und spektakulär an einer seidenen Schnur aus dem Gefängnisturm fliehen konnte. Auch der Konquistador Hernando Pizzaro, der mit seinen Brüdern das Reich der Inka unterwarf, war zwangsweise Gast in La Mota.

Verdejo aus Rueda

DO Rueda 1

Verdejo-Paradies Rueda

Meine Reise nach Spanien gilt dem Wein, aber nicht den großen renommierten Weinbaugebieten wie Ribera del Duero, Rueda oder Toro, die auf oder etwas abseits meiner Route nach Zamora liegen, sondern die kleinen unbekannteren Weinbaugebiete Zamora, Arribes und Sierra de Francia, die bei uns in Deutschland noch kaum Jemand kennt. Schon bald durchquere ich eines der wichtigsten Weißwein-Anbaugebiete Spaniens: Rueda, dessen namensgebender Hauptort direkt an der Autobahn liegt. Meist baut man Verdejo auf den knapp 5.400 ha an, doch auch Viura oder Macabeo, Sauvignon Blanc und Palomino sind erlaubt. Auch im Ausland ist der Wein aus Rueda sehr beliebt. Rund ein Fünftel der gut 150.000 hl wird exportiert.

Früher, als das spanische Königshaus in Valladolid residierte, waren die Weine aus Rueda beim Adel sehr gefragt, doch im späten 19. Jahrhundert vernichtete die Reblaus die Weinberge fast vollständig.

Als in den 1970er Jahren Marqués de Riscal aus dem Rioja für den Anbau qualitätsvoller Weißweine Rebfläche suchte, wurde er hier fündig. Anfangs war es vor allem Sauvignon Blanc, doch als Verdejo hier ein großes Potential zeigte und dank modernster Lese- und Kellertechniken der Most mit überragender Frische gewonnen werden konnte, schwenkte man schnell hinüber. Man sieht den Erfolg des neuen Weintyps auch den eleganten Weingütern und Privathäusern entlang der Route an. Inzwischen darf der hiesige Schaumwein aus Verdejo nicht mehr als Cava vermarktet werden, doch auch als D.O. Rueda Espumoso ist eine Verkostung absolut wert. Eine neue Weinroute führt durch das vom Duero durchflossene Weinbaugebiet.

Tordesillas

Vista de Tordesillas

Alte Burgen, Stierkampf und Toro

Einige Kilometer nördlich überquere ich bei Tordesillas den Duero. Der kleine Ort ist durch den dort geschlossenen Vertrag aus dem Jahr 1494 bekannt, in dem zwei Jahre nach Entdeckung der Neuen Welt durch Kolumbus Kastilien und Portugal die zuvor von Papst Alexander VI., dem Vater von Cesare und Lucrezia Borgia, gezogene Demarkationslinie in der Neuen Welt revidierten und zugunsten Portugals nach Westen verschoben. Der frühere Wohnort von Königin Johanna mit seiner schönen Altstadt über dem Duero war für den Stierkampf bekannt. Beim alljährlichen Toro de la Vega Turnier im September wurde bis vor wenigen Jahren ein Stier auf den Wiesen vor der Stadt von Reitern mit Lanzen getötet, was auf ein mittelalterliches Dekret zurückging. Inzwischen hat die Jetztzeit mit zigtausend Protesten auch hier für ein unblutiges Ende gesorgt.

Bei Tordesillas biegt die Autobahn nach Westen ab und folgt dem Lauf des Duero. Das Weinbaugebiet Rueda schließt nach wenigen Kilometern direkt an Toro an, dass nach Ribera del Duero wohl renommierteste Rotwein-Anbaugebiet entlang des Duero. Die beiden angrenzenden Weinbaugebiete könnten unterschiedlicher kaum sein – nicht nur wegen der Rebsorten, die dort angebaut werden. Beide liegen auf der Iberischen Meseta, dem kastilischen Hochland, auf etwa 600 bis gut 800 Meter Höhe und müssen mit dem kargen Boden zurechtkommen. Das Klima ist kontinental. Ein großer Teil der 4.400 Hektar der D.O. Toro liegt rund um die namensgebende Stadt zu beiden Seiten des dort eine Flussschleife bildenden Duero.

Die kargen Kies- und Sandböden erbringen meist nur niedrige Erträge unter 20 hl/Hektar. Schon seit rund 800 Jahren wird dort Wein angebaut und die Weine hatten bereits früh einen guten Ruf und wurden bis Amerika verschifft. Meist ist es Tinta de Toro, wie diese Tempranillo-Spielart, vielleicht deren Urform, hier genannt wird, die - ähnlich ihrer Schwester im flussaufwärts gelegenen Ribera del Duero kleinere Beeren entwickelt, die sich durch eine dicke Haut vor den massiven Schwankungen schützen, die hier auf der Hochebene Tag und Nacht kennzeichnen.

Wie auf meiner gesamten Reise durch die nordwestlichen spanischen Rotweingebiete gibt es hier viele sehr alte Weinberge, auf denen sich oft ein gemischter Satz an Reben befindet. Die Reblaus hatte wegen des hohen Sandgehalts kaum Überlebenschancen und so findet man hier auch noch viele wurzelechte Reben, obwohl Nachpflanzungen auf reblausresistente Unterlagen erfolgten. Um Toro entwickelte sich deshalb in den letzten Jahrzehnten ein ziemlicher Hype. Einige renommierte Weingüter aus dem nahen Ribera del Duero, wie Vega Sicilia oder Alejandro Fernandez haben hier schon vor Jahren mit der Bodega Pintia und Dehesa La Granja in neue Weingüter und alte Rebflächen investiert und auch französische Spitzenbetriebe brachten neben Investitionsmillionen frisches Knowhow in die Region.

Kirch St. Juan an der Plaza Mayor in Zamora

(c) Michael Ritter

Romanisches Zamora

Romanisches Kirchenportal

(c) Michael Ritter

Nach ein paar weiteren Kilometern erreich ich Zamora. Der Ort liegt an der Via de la Plata, die einst Sevilla mit dem nördlich gelegenen Astorga verband. Damals herrschten hier noch die Römer in dieser Lusitania genannten Provinz Hispanias. Auch wenn man es wörtlich mit "Silberstraße" übersetzen kann, stammt der Name wohl eher von dem "breiten gepflasterten Weg", denn schondamals war der Weg vollständig gepflastert. Seit dem Mittelalter ist die Via de la Plata auch ein Teil der Caminos de Santiago del Sur. Auch Zamora selbst war als keltisches Ocelum wichtige Station entlang des Wegs. Der römische Name Ocelum Duri, was so viel wie Die Augen des Duero bedeutet, ist zutreffend, wie man vom Südufer des Flusses sehen kann, von dem sich der schönste Blick auf die Stadt oberhalb des Duero bietet. Eindrucksvoll thront unterhalb des alten Castillo die Kathedrale auf dem Hügel und Schwäne und Gänse ziehen auf den Wiesen bei den von Weiden bewachsenen flachen Ufer ihren Nachwuchs groß. Dort liegt auch die Puente de los Poetas, die Brücke der Dichter. Im Fluss liegen noch drei historische Ölmühlen.

Mit der islamischen Eroberung Spaniens kamen zuerst die Berber. Als sie es bereits um 900 wieder gehen mussten, hinterließen sie das Gebiet, das zwischen Al-Andalus, das zum Inbegriff kultureller Vielfalt wurde und mit Cordoba zu einem der wichtigsten Metropolen der islamischen Welt wurde und dem entlang der Nordküste Spaniens liegenden christlichen Herrschaftsbereich verwüstet. Die Stadt wechselte oft die Einwohnerschaft. Schon bald wurde das befestigte Zamora zum Bischofssitz. Es folgten Eroberungen durch die Mauren und die Wiedereroberung durch Ferdinand I. im 11. Jahrhundert. Im 12. und frühen 13. Jahrhundert hatte die Stadt ihre Blütezeit, doch mit der späteren Verlagerung des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens nach Andalusien wurde sie zur noch heute bestehenden Provinzstadt, in die wenig neues Geld floss, weshalb in der Stadt noch immer auf die größte Dichte romanische Kirchen verweisen kann. Ebenfalls aus der Romanik stammt die dem Erlöser geweihte Kathedrale, die man auf einem Stadtrundgang durch die vom Tourismus nicht allzu belastete Stadt besuchen sollte. Die nördliche Fassade des Querhauses gehört zu den reichsten Portalfassaden der Romanik und erinnert an das schon aus der Antike bekannte Triumpfbogenschema. Wahrzeichen der Stadt ist der mächtige Vierungsturm mit den byzantinisch beeinflussten spektakulären Kuppel und den Steinschuppen auf dem Dach. Im Inneren beeindrucken die beiden Kanzeln im maurisch anmutenden Mudéjarstil und das sehr fein geschnitzten Chorgestühl.

Nahe der Kathedrale liegen durch einen schönen Park getrennt die Reste des alten Castillo mit seinem tiefen Burggraben und den dicken Mauern, die außerhalb des Parks neben der romanischen Kirche San Isidoro die Stadtmauer bilden, welche die ganze Altstadt einrahmt.

Auf dem Weg durch die Altstadt fallen immer wieder Graffiti und Wandmalereien ins Auge, die von der Stadt gefördert wurden, um den Tourismus anzukurbeln. Auch die erzbischöfliche Kirche San Pedro y San Ildefonso stammt aus dem 11. Jahrhundert. Viele der romanischen Kirchen können zwischen 10 und 13 sowie 17 bis 20 Uhr kostenfrei besucht werden. Die Rúa de los Francos führt zur Plaza de Viriato mit dem historischen Parador und weiter durch die Calle Ramos Carrión zur Plaza Mayor mit dem Rathaus und der Kirche San Juan Bautista. Auch El Cid, der kastilische Söldnerführer, der in der Reconqusita zum spanischen Nationalhelden aufstieg, soll in einem der seltenen romanischen Profanbauten der Stadt aufgewachsen sein.

Für ein besonderes Highlight Zamoras hätte ich zwei Monate früher hier sein müssen: die Semana Santa in der Osterwoche. Nur das Licht der Fackeln und Kerzen erhellt dann die Stadt, ansonsten ist das Licht gelöscht. Die Prozessionen der Karwoche drücken den tiefen Glauben der Spanier aus, einen Mix aus feierlicher Andacht und buntem Treiben. Verschiedene christliche Bruderschaften ziehen dann mit den schweren Palos, mit Musik und Trommeln durch die Straßen. Die Prozession haben eine lange Tradition. 18. Prozessionen ziehen zwischen Palmsonntag und Ostersonntag durch die Stadt. Man kämpft in der Stadt darum, dass die Semana Santa ebenso wie in Valladolid ins immaterielle Welterbe der UNESCO aufgenommen wird.

Eine schöne historische Unterkunft bietet auch hier der Parador. In der Altstadt steht der hübsche Palast der Grafen von Alba y Aliste, den man auf eine alte arabische Festung gebaut hat. Der Kreuzgang des einzigartigen Hotels ist bewundernswert und findet sich auf vielen Fotos aus Zamora. Die Adelsfamilie zählt zu den ältesten Spaniens. Gemeinhin verbindet man meist Goyas berühmtes Ölgemälde der Nackten Maja mit einer Repräsentantin dieses Geschlechts. Das mittelalterliche Flair im Interieur mit Ritterrüstungen, Wandteppichen und Himmelbetten harmoniert wunderbar mit dem im Stil der Renaissance gebauten Hof.

Ein wenig wundert es schon, dass man bei einem Besuch im Rathaus der etwas abseits der Hauptrouten gelegenen alten Stadt mit Christoph Strieder einen Deutschen findet, der dort den Tourismus ankurbelt. Strieder möchte in Zamora nicht nur den Inlandstourismus weiter ausbauen und die Stadt als lohnendes Ziel für Kongresse fördern, sondern entwickelt zusammen mit den Verantwortlichen aus der um die Stadt liegenden Weinbauregion Zamora ein Konzept für den Wein- und Gastronomietourismus entlang der Ruta del Vino de Zamora.

Ruta del Vino de Zamora

(c) Michael Ritter

Die Weinstraße von Zamora

Über 100 Jahre alte Rebe in Zamora

(c) Michael Ritter

Die neue Weinstraße von Zamora ist eine gute Gelegenheit, um gut erhaltene Orte zu besuchen, denen es gelungen ist, die Essenz der Vergangenheit zu bewahren. Dabei geht es nicht nur um die traditionellen Weinkeller, die man auch heute noch entlang des Duero findet, sondern um deren Zusammenspiel in der traditionellen kastilischen Landschaft mit ihren Getreidefeldern, die durch die teils jahrhundertealten Weinberge unterbrochen werden. Die Weinberge der Region liegen über eine Fläche von fast 1.800 Quadratkilometer verteilt. Auch hier herrscht das Kontinentalklima vor mit sehr kalten Wintern und teils extrem heißen, trockenen Sommern.

Vielleicht sollte man besser den Sommer meiden, wenn man Aktivtourismus betreiben möchte, der hier einen zunehmend wichtigeren Platz einnimmt. Egal ob zu Fuß, auf dem Pferd oder dem Drahtesel kann man die natürliche Umgebung erkunden.

Für mich steht allerdings der Wein im Epizentrum. Nicht umsonst ist die DO Tierra del Vino de Zamora, Spaniens einzige Region, die den Wein bereits im Namen trägt. Neben dem Boden ist es das zu Extremen neigende Klima, das die Weine prägt. Malvasía Castellana , Moscatel de Grano Menudo, Verdejo oder Godello sind die Sorten, die spannende Weißweine hervorbringen, Tinta del País, wie der Tempranillo hier genannt wird, ist der Protagonist bei den Rotweinen.

Mehrere Flüsse durchziehen die Region. Während in der Tiefe Lehm vorherrscht, ist die Oberfläche sandig und hat dadurch auch hier manche der Weinberge vor der Reblaus verschont. An den Hängen und auf der Hochebene dominieren Kies und Kieselsteine. Gute Voraussetzungen auch hier für die Produktion hochwertiger Weine. Nach wie vor dominiert der Buschanbau, doch immerhin hat die moderne Zeit auch hier zu knapp einem Drittel zum dichteren Anbau am Spalier geführt. Das geschätzte durchschnittliche Alter der Weinberge von 65 Jahren zeigt, dass wir immer wieder Reben finden, die bereits mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel haben.

Die Stadt Cubo del Vino de Tierra del Vino ist die erste Gemeinde der Römerstraße Via del la Plata in der Provinz Zamora. In der Nähe liegt das Zisterzienserkloster Santa María de Valparaíso in Peleas de Arriba. In Villanueva de Campeán liegen die Ruinen des Soto-Klosters und ein altes Gasthaus. Damals waren es die Mönche des Klosters, die den über 150 Jahre alten Weinberg betreuten, heute sind es die Bodega Viñas del Cenit, die nicht nur in Zamora erstklassige Weine anbauen und das größte Weingut der DO sind.

Uralter Weinberg in Zamora

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Spannende rot-weiße Cuvées aus uralten Reben

Eine Cuvée aus roten und weißen Rebsorten

(c) Michael Ritter

In den sehr sandig-kieselartigen Schwemmlandböden am linken Dueroufer stehen die Weinbüsche im Weinberg La Esartera auf einem tiefgründigen und sehr nährstoffreichen Terroir auf rund 750 Metern Höhe wild durcheinander. Meist hängt an den uralten Reben weniger als ein Kilogramm Wein. Früher hatte man sie so auch gelesen und gemeinsam vinifiziert, dann kamen die Weingesetze, die dies erschwerten, aber inzwischen kann Önologe José Manuel Beneitez López eine eigene Form des gemischten Satzes ausbauen, den Cenit Tradicion, einen mit gerade einmal 14% Alkohol erstaunlich leichten Rose aus autochthonen roten und weißen Trauben. Ausgebaut werden die Weine im Weinkeller, in dem in mehr als 30 offenen Tanks aus Edelstahl die Gärung bei kontrollierter Temperatur stattfindet. José vinifiziert die Trauben jeder speziellen Parzelle separat, baut sie individuell aus, um alles aus den einzelnen Weinbergen herauszuholen, bevor er die Weine zu einer Cuvée verbindet. Barrique sorgt dann für den perfekten Schliff. Von der Stilistik zeichnen sich die Weine als sehr üppig, aber zugleich ausgewogen und balanciert aus.

In früheren Jahrhunderten war diese Durchmischung der Weinberge mit weißen und roten Reben durchaus üblich. Ich erinnere mich noch an meine Studientage in Italien, wo früher noch der weiße Trebbiano im Sangiovese-Weinberg stand und beide gemeinsam gekeltert wurde, bis es die Weingesetze untersagten. Auch an der Rhone war es durchaus üblich Shiraz und Viognier zusammen anzupflanzen und zu keltern. Auch dort machte das Weinrecht einen Strich durch die Rechnung. Als ich vor Jahren mit Chester Osborn von dem australischen McLaren Vale-Weingut d’Arenberg die Weinberge besuchte, hatte der mir davon erzählt. Da Australien flexibler mit dem Weinrecht umging, konnte er experimentieren und demonstrierte beim anschließenden Tasting, welche Frische ein winziger Anteil an Viognier, der noch nicht einmal deklariert werden müsste, dem ansonsten sehr schweren Shiraz verleihen kann. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich jetzt wieder beim kurzen Tasting im alten Weinberg La Esartera.

Schafskäse aus Zamora

Zum Anbeissen, dieser Käse. Fernando Chico

(c) Michael Ritter

Die unterirdischen Keller von Zamora

Schafherde auf der Meseta

(c) Michael Ritter

Die Weinörtchen wie Corrales del Vino und El Perdigón zeichnen sich oft durch ihr städtebauliches Ensemble von Sandsteinhäusern und ihre unterirdischen Keller aus, die charakteristisch für diese Region sind und die man entlang der gesamten Weinstraße finden kann. Ich habe bei Vina Ver vorbeigeschaut, dessen Besitzer Ramiro Morán als Präsident der Ruta del Vino de Zamora den Weintourismus auch in seinem eigenen Betrieb vorantreibt. Man kann den Weinkeller in zwei Stunden besichtigen und dabei neun Weine des Weinguts verkosten. Ramiro war früher ein sehr schneller Läufer und im Weingut erinnert ein großes Foto an seine erfolgreichste Zeit in den späten 90er Jahren. Ein paar Schritte entfernt liegt der traditionelle Bäckereibetrieb Hnos. Coomonte, der seit mehr als ein dreiviertel Jahrhundert das typische Brot und spanisches Weihnachtsgebäck, wie Navaditos mit Mandeln und reichlich Schweineschmalz herstellt.

Es leben nur wenige Menschen in dieser einzigartigen Landschaft. Auch hier merkt man die Landflucht in die großen Städte, dafür kann man gut die Stille der Natur genießen, nur gelegentlich unterbrochen durch das Vorüberziehen von Hirten mit ihren Schaf- und Ziegenherden. Der Besuch des kleinen Weinguts auch ein Weingut Vina Ver und des Handwerksbetriebs Coomonte in Corrales del Vino, einer Käserei in Fuentesaúco oder des Weinguts Bodegas Cenit mit den über hundertjährigen Weinberge in Villanueva de Campeán sind Highlights, die der Besucher auch buchen kann und so die Reise zu nutzen, um den natürlichen, kulturellen und historischen Reichtum der Gegend zu entdecken.

Die Gastronomie darf natürlich nicht fehlen. Spargel und Kichererbsen aus Fuentesaúco, Reis nach Zamora-Art, traditionelle Süßigkeiten, Kalbfleisch aus der Aliste oder Milchlamm aus Castilla y León bilden die perfekte Grundlage für die begleitenden Weine der DO Tierra del Vino de Zamora. Manche der Produkte, wie das Lamm, für die die Region berühmt ist, findet über Kühllaster auch den Weg in unsere Märkte und Gastronomie.

Auch die Kichererbsen der Gegend sind als „Garbanzo de Fuentesaúco“ von der EU mit ihrer Ursprungsbezeichnung geschützt. Die in der kalten Jahreszeit verzehrten traditionellen Eintöpfe und Schmorgerichte der Region wären ohne sie wohl nie zu dem geworden, was sie sind. Köstlich auch der typische Reis auf die Art Zamoras mit Petersilie, Thymian, Oregano, Knoblauch, Paprika, Zwiebeln und dem geräucherten iberischen Speck. Viele dieser traditionellen Gerichte kann man kleinen Gaststätten an der Weinstraße, wie dem Cafe de Quintanao in Casaseca de Campean bestellen.

Um die Milch der zahlreichen in der Region lebenden Schafe optimal vermarkten zu können, gibt es verschiedene Käsereien. Ich mache einen Besuch bei der Queseria La Antigua in Fuentesaúco. Das Leben mit den Schafen kennt Fernando Fregeneda Chico aus seiner Jugend, wo er selbst als Hirte mit den Schafherden durch die Gegend zog. Heute ist La Antigua eine der renommiertesten Käsereien Spaniens und räumt regelmäßig Preise für ihre Käsespezialitäten ab. Nur ein kleiner Teil der Milch, die in der Käserei eintrifft, wird zu Käse verarbeitet. Der Großteil geht von hier aus in Tanklastern innerhalb von maximal vier Tagen zu den unterschiedlichsten weiterverarbeitenden Betrieben in ganz Europa, wo sie abgefüllt oder ebenfalls zu Käse verarbeitet werden. Der Betrieb ist mit modernster Technik ausgestattet, die eine schnelle und effiziente Verarbeitung der Milch sicherstellt. Fernando lebt und liebt mit seinen Produkten und man merkt ihn den Stolz an, wenn er Besucher durch den Betrieb führt. In Zukunft soll es für allgemeine Besucher noch einfacher sein, wenn er auf dem Nachbarbetrieb eine gläserne Molkerei aufbaut, in der die Besucher ohne den Betrieb zu stören und mit hygienischer Schutzkleidung verkleidet zu sein, die verschiedenen Arbeitsschritte betrachten und den Käse anschließend im Shop kaufen zu können. Auch La Antigua ist Teil der Weinstraße von Zamora.

José und Liliana von El Hato e y Garabato

(c) Michael Ritter

Die Weinstraße von Arribes del Duero

Die Weine von El Hato e y Garabato

(c) Michael Ritter

Nach dem Besuch der Käserei geht es weiter nach Fermoselle. Der Ort liegt oberhalb des Duero, der sich hier bei den Arribes del Duero durch das Kalkgestein kämpfen musste und dort eine tiefe Schlucht hinterlassen hat. Der Duero bildet hier auf eine lange Strecke die Grenze zu Portugal. Anfangs wollten die Winzer den Namen auch für ihre O.O.-Weinbauregion verwenden, doch die mächtigen Winzer von Ribera del Duero sahen darin eine unzulässige Konkurrenz im Namen und unterbanden mit massiver juristischer deren weitere Verwendung. Heute zählt die kleine und sehr schmale D.O., die sich von Zamora kommend entlang der spanisch-portugiesischen Grenze in Richtung Süden windet, zu den sterbenden Weinbauregionen, denn oft hat man in den letzten Jahrzehnten die verkauften Pflanzrechte dazu genutzt, andernorts neue Reben zu pflanzen. Von einst rund 3.000 ha Rebfläche existiert heute gerade einmal ein Zehntel. Dennoch findet man auch hier junge, enthusiastische Winzer, die das gute Potenzial nutzen wollen.

Einer davon begrüßt mich gleich bei der Anreise nach Fermoselle auf dem kleinen Weinberg, der seiner Familie schon seit Generationen gehört und den er jetzt als zusätzliches Projekt, neben seiner Hauptarbeit als Önologe der Bodegas Cenit mit seiner Frau Liliana Fernández Pérez betreibt, die gleichzeitig für die neue Weinstraße Arribes del Duero verantwortlich ist: der bereits bekannte José Manuel Beneitez López. Auch im Familienweinberg sind die Reben zum Teil steinalt. In den vergangenen Jahrzehnten hatten die Weinberge mit ihrer gemischten Bepflanzung mit roten und weißen Reben aber durch die früher gleichmäßig unter den Söhnen bis zur Miniparzelle aufgeteilten Rebfläche, die für die meisten einen Wein zum Eigenverbrauch, aber keine Vollzeitbeschäftigung erlaubte, nicht immer die beste Betreuung, lagen brach oder verwilderten völlig. Viele junge Menschen, wie José Manuel zogen weg in die großen Städte, wo sie bessere Karrierechancen hatten. Einige, wie José und seine Frau, die nach dem Studium mehrere Stationen in Australien, Kaliforniern und Portugal durchlaufen hatten, bevor sie zurück in die Heimat kehrten, versuchen mit einer Kombination aus Homeworking und der Suche nach attraktiven Nischen ihr Leben in der alten Heimat zu meistern.

José zum Beispiel hat sich mit seiner eigenen Mini-Öko-Bodega El Hato e y Garabato in dem schönen Naturpark ein kleines Paradies aufgebaut und bietet Führungen und Tastings im insgesamt acht Hektar großen Weinberg mit seinen 80 bis 120 Jahre alten Rebstöcken und in der Bodega an. Die Weine können sich sehen lassen. Wie schon bei den Bodegas Cenit experimentiert der junge Önologe lustvoll auch mit der Kombination aus Rot und Weiß und die Erzeugnisse seiner Weinberge können sich zum Beispiel mit dem Ecléctico, einen schönen in Barrique ausgebauten Weißwein, durchaus auch international sehen lassen. Gelungen ist ihnen ein angenehm frischer und leichter Wein. Einen seiner Weine nennt er „Sin Blanca“, was man sowohl mit „ohne Weiße“ Übersetzen kann, wie übertragen mit „kein Geld mehr haben“. Bei den Weißweinen setzen die beiden auf alte autochthone Reben aus Portugal, wie Branda und den „Katzenschwanz“ Rabigato, der hier Puesta en Cruez genannt wird.

Dir Landschaft hier ist durchaus unterschiedlicher als im Oberlauf des Duero, zum einen sind es die steilen Hänge entlang des Duero und Tormes, zum anderen die flachen Weinberge auf den Hochebenen. Trotz der langen Weinbautradition war es eine kleine Handvoll tatkräftiger Produzenten, die sich dafür stark gemacht haben, dass die Region einen D.O.-Status erhielt. Man konzentriert sich hier meist auf rote Rebsorten, neben Spaniens Liebling Tempranillo ist das hier auch die autochthone Rebsorte Juan García, aus der man lebendige, wenngleich oft auch recht rustikale Weine gewinnen kann. Auch hier macht sich der Klimawandel bemerkbar. Regen gibt es noch seltener als früher.

Thyge Benned Jensen von Frontio

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Junge Winzer rund um Fermoselle

Alte Weinkeller in Fermoselle

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Einst war das ganze Örtchen Fermoselle auf den Weinbau ausgelegt, doch zwischenzeitlich sind viele der einstigen Weinbauern zu alt und haben ihre Pflanzrechte verkauft. Doch es gibt auch noch Zuzügler, wie den sympathischen Dänen Thyge Benned Jensen, der dort vor sechs Jahren ein paar Weinberge gekauft und seine Bodega Frontio eröffnet hat. Als ich ihn besuche, steht die gesamte Abfüllanlage und Anlieferung voll mit Paletten von leeren Glasflaschen. Der Krieg in der Ukraine und die starke Abhängigkeit der Glasflaschen-Hersteller vom knapper werdenden Gas haben ihn veranlasst, lieber ein paar Flaschen mehr abzunehmen, als ursprünglich bestellt. Dennoch hofft der kräftige Wikinger auf eine Normalisierung bei Glas, Transport und den weiteren Faktoren, die sein Geschäft mit dem Wein beeinträchtigen können, auf eine Normalisierung. Chus, wie er hier meist genannte wird, setzt beim Weinbau auf ökologisch erzeugte Weine und möchte sie mit so wenig Eingriffen wie möglich in die Flasche bringen. Bis 2016 hatte er mit Öl gehandelt. Nicht mit Olivenöl, dass hier auch gut gedeiht, sondern mit dem, dass sein frühere Arbeitgeber Maersk Gas über die Weltmeere verschifft.

Man hat ihn in dem sehr traditionell geprägten Dorf, in dem alte Leute das Bild beherrschen, für etwas verrückt gehalten, hier neu in den Weinbau einsteigen zu wollen, bekennt er freimütig. Wenn er schon bei der Lese war, wenn andere noch den Himmel beobachteten, um ihren Reben ganz viel Sonne zu gönnen, schüttelten sie den Kopf. Nicht alle waren natürlich auch von seiner ökologischen Ausrichtung angetan, obwohl dieser in Spanien weit mehr Winzer folgen, als in Deutschland. Doch der Weinkenner folgte seinem Weg, den er sich schon damals gut überlegt hat und kam über Trial-and-Error nach und nach zu seinem optimalen Wein, der sich seine natürliche Säure, Frische und Leichtigkeit bewahrt hat.

Natürlich hatten auch die Weinberge, die er dort gekauft hat, teils bereits Greisenalter, denn die früheren Besitzer hatten nur dann die Reben ausgetauscht, wenn gar nichts mehr ging. Sehr ertragsstark waren diese Weinberge natürlich nicht und einige warn sogar so unzugänglich, dass man sie ganz aufgegeben hatte und Thyge sie neu bepflanzen musste.

Die bevorzugte Rebsorte ist bei Thyge, ebenso wie bei den mit ihm befreundeten José und seiner Frau Liliana, mit denen er in der Führung der D.O. Arribes zusammenarbeitet, neben dem Tempranillo die bereits erwähnte Juan Garcia mit dem er neue spannende und frische Weine herstellen möchte. Mit ihrer dünnen Schale und dem geringen Alkoholgehalt fast so etwas wie der Spätburgunder. Bei Thyge ist ebenso wie bei José der Exportanteil sehr hoch. Kein Wunder, denn bei seiner Ausrichtung auf Qualität muss er Preise verlangen, die über das Niveau des örtlich üblichen Landweins hinausgehen.

Wie alle Winzer in Fermoselle verarbeitet Chus seine Weine in einem alten Granitkeller. Bei einem Bummel durch das Dorf mit Olvido Penos, die sie wie ihre Westentasche kennt, fällt schnell auf, dass es mit einstmals miteinander verbundenen Kellern untertunnelt ist, die den Bewohnern, zu denen einst auch viele Juden zählten, die Flucht ermöglichte. Diese Felsenkeller heißen in Spanischen Bodegas. Die automatische Verbindung des Begriffs mit einem Weingut oder Weinkeller kam erst später auf. Da wurde es auch üblich, nur mit einer brennenden Kerze in den Keller zu gehen, um dadurch vor einer lebensgefährlichen Vergiftung durch das bei der Gärung entstehende CO2 geschützt zu sein.

Das mit Abstand größte Weingut in der D.O. Arribes ist das Hazienda Zorita Nature Reserve, das im Bio-Weingut, das bei den Top 50 der spanischen Weine schon mal mitspielt und um das herum die oft jüngeren Weinberge gelegen sind - es ist auch ein sehr gediegenes 5-Sterne-Hotel. Es ist Teil von The Haciendas Company, die neben einem sehr gepflegten weiteren 5-Sterne Spa-Hotel bei Salamanca über weitere Weingüter, Feinkostgeschäfte in Spanien und Weinvertrieb im Ausland verfügt und auch das abgelegene prächtige Anwesen seit meinem letzten Besuch von rund 15 Jahren zu einem kleinen Schmuckstück mit einem State-of-the-Art-Weingut verwandelt haben. Einfacher, aber durchaus komfortabler wohnt man in Fermoselle in der rustikalen 4-Sterne-Posada Dona Urraca, einer alten Station der Guardia Civil, die vor mehr als 100 Jahren ein aus Amerika zurückgekehrter Einheimischer aufgebaut hatte.

Der Duero Grenzfluss zwischen Spanien und Portugal

(c) Michael Ritter

Naturpark beiderseits der Grenze zu Portugal

Auf dem Elektroboot Fauna und Flora erleben

(c) Michael Ritter

Als Ziel am nächsten Morgen steht ein Aussichtspunkt auf meinem Programm. Mit knapp 900 Kilometern Länge ist der Duero oder Douro, der „goldene Fluss“ nach Tajo und Ebro der längsten Flüsse der Halbinsel. Über die Jahrmillionen hat er sich auf dem Weg zum Atlantik seinen Weg durch die Gebirge gebrochen und zauberhafte Schluchten hinterlassen, die ein paar Kilometer flussabwärts schiffbar sind und in Portugal die Flussschifffahrtsreisende ebenso verzaubern wie bei uns eine Fahrt auf der Mosel. Inzwischen hat man dem rund 100 Kilometer langen Abschnitt zwischen Spanien und Portugal bei den Arribes Schutz anheim kommen lassen und sie als Naturpark ausgewiesen. Besonders schön ist der Mirador de las Barraquas, eine halbe Stunde nördlich von Fermoselle, den man von der kleinen hübschen Einsiedelei Ntra. Sra. del Castillo auf einem einfachen und ausgeschilderten Weg erreicht, doch es gibt zahlreiche andere Aussichtspunkte, von denen die bis zu 400 Meter tiefe Schlucht zauberhafte und beeindruckende Ausblicke bietet.

Eine lohnende Alternative ist ein Besuch der internationalen biologischen Forschungsstation DueroDouro, die spannende einstündige Umweltfahrten (18 €) mit einem Aussichtsboot durchführt. Das Elektroboot startet in portugiesischen Miranda do Douro nur wenige Meter hinter der Staumauer, die Spanien und Portugal verbindet. Die fachkundigen Informationen der jungen Wisseschafter über Flora und Fauna öffnen vielen Mitreisenden durch mikroskopische Experimente die Augen für die Fragilität unserer Umwelt. Unten am Ufer und in den Spalten, die zum Plateau führen, wachsen Olivenbäume und die teils plattgescheuerten Felsen und die kleinen Nischen sind überzogen von Flechten und Moosen. Natürlich nutzen auch Vögel das einzigartige Habitat, dass ihnen gute Beute ermöglicht und auf der Bootsfahrt kann man verschiedene Geier, Adler und Milane ihre Runden drehen sehen.

Die Sierra de Francia

(c) Michael Ritter

Besuch in der Sierra de Francia

Weingut La Zorra in Mugarraz

(c) Michael Ritter

Am Nachmittag geht es weiter zu meiner letzten Weinstation auf dieser Reise, der Sierra de Francia. Die Sierra ist Teil des schon auf der Fahrt nach Zamora durchquerten Iberischen Scheidegebirges und erreicht mit dem schon von Cervantes in seinem Don Quijote erwähnten Pena de Francia eine Höhe von 1.727 Metern. Oben auf dem Gipfel liegt ein Dominikanersanktuarium mit einer schwarzen Madonna, die ein beliebtes Pilgerziel ist. Man kann es auch mit dem Auto erreichen und sich einen guten Überblick über das grüne Paradies verschaffen. Die Sierra de Francia liegt ganz im Süden von Castilla y Leon an der Grenze zur Extremadura. Deren Name stammt von „extremos del Duero“, was „jenseits des Flusses Duero“ bedeutet.

Frankreich vermutet man zwar gar nicht hier in diesem Teil des Landes, aber der Name hat einen Grund, denn Menschen leben hier erst seit der Reconquista im Mittelalter, da sich sowohl Kelten, wie Römer, Westgoten und Mauren kaum um die abgelegene Bergregion kümmerten. Damals diente sie den nomadischen Hirten als Sommerweide für ihre Herden auf der im gesamten Mittelmeerraum üblichen Transhumanz. Man merkt noch heute, dass man sich stundenlang über Berg und Tal zu den kleinen Orten mühen muss. Lange fielen die Orte in einer Art Schneewittchenschlaf, aus dem sie noch immer nicht so recht erwacht sind, doch entwickelt sich neben dem Anbau von Gerste, Oliven und Wein der Tourismus inzwischen zu einer wichtigen Einnahmequelle. Zahlreiche Wanderwege führen durch den großen Naturpark Parque natural de Las Batuecas - Sierra de Francia, der weite Teile unter Schutz stellte und ihn später zum UNESCO-Biosphärenreservat machte.

Der Name Francia stammt von dem kleinen, nur 25 Km langen Flüsschen Rio Francia. Auch hier hat man vor wenigen Jahren eine Weinstraße angelegt, die sich dem nachhaltigen Weintourismus widmet. Ein exzellenter Ort, um auf Erkundungstour zu gehen, ist das kleine Städtchen Mogarraz. Zwar existiert bei Wikipedia kein deutschsprachiger Eintrag, doch viele Besucher halten es für eines der schönsten Dörfer Spaniens. Dank ihrer Abgelegenheit hat die kleine Stadt bis heute ihre aus dem Mittelalter stammende Architektur wahren können. Eine Besonderheit sind Bilder einstigen Bewohner, die an die Fassaden der Gebäude gemalt wurden. Die Weine der winzigen Sierra de Francia mit ihren knapp 120 ha Rebfläche werden als DOP Sierra de Salamanca vermarktet, die in Mogarraz ihren Sitz hat. Die Menge ist niedriger als in den meisten anderen DOPs, denn nach Jahren der Produktion für den Eingenbedarf und für Genossenschaften konzentrieren sich die Winzer inzwischen auf Weine höchster Qualität und den Export. In Deutschland kennt sie zwar weiß Gott noch nicht jeder, aber man findet sie im Online-Weinhandel.

Direkt neben dem hübschen Spa-Hotelführt die Straße hinein in den Ort, vorbei an alten Türen, hübschen Holzbalkons, Brunnen und Sandschalen, die vor jedem Haus aufgestellt sind, damit Raucher ihre Zigaretten ausdrücken können, damit nicht ein unnötiges Feuer die ganze Pracht vergangenen Jahrhunderte auslöscht.

Entstanden ist der Ort wie gesagt durch die Wiedereroberung des Landes von den Mauren. König Alfonso IX. von Leon wollte deren Rückkehr verhindern und siedelte in den wiedereroberten Gebiet Untertanen an, die hier ein neues Leben als Landwirte aufbauen konnten. Viele neue Siedler stammten aus dem Tross Raimund von Burgunds, der über Galizien herrschte und schon durch seine Familie eng mit dem Könighaus von Leon verbunden war, der auch seine Frau, Donna Urraca angehörte, die später herrschende Königin von Kastilien-Leon. Raimund half damals erfolgreich seinem spanischen Verwandten bei dessen Eroberungsfeldzügen gegen die Mauren.

Auf der im Zentrum gelegenen Plaza Mayor fanden die Stierkämpfe statt. Von den vor 100 Jahren noch gut 1.000 Einwohnern hat gerade einmal ein Viertel ausgeharrt. Kein Ort für junge Menschen, wenn sie es nicht schaffen, sich mit Nischenprodukten, wie dem Landtourismus oder dem nachhaltigen Bioanbau ihre kleine Nische zu erkämpfen. So wie vor einigen Jahren der Winzer Agustin, der neben dem Wein im benachbarten Restaurant Mirasierra auch als Gastwirt tätig ist. Sein Weingut La Zorra liegt gleich am Dorfeingang, wo er uns auf der Terrasse begrüßt. Der Name ist etwas doppeldeutig, denn neben "die Füchsin" verstehen ihn viele Spanier durchaus menschlich als Luder oder Schlampe. Für seinen Rotwein La Zorra Original , zu dem er aus seinem Restaurant Tapas, wie die köstlichen Kroketten und Patatas Meneás mit kross gebratenem Schweinebauch serviert, kombiniert er je hälftig Tempranillo mit dem autochthonen Rufete, der hier in der Sierra de Francia sehr weit verbreitet ist und die Weinfreunde durch wilde Frische und mineralische Intensität überzeugt. Die perfekte Traube für dieses steile bergische Terroir. Die Schale ist zart und die Trauben klein und dicht. Für seinen kraftvollen Weißwein 8 Virgenes, der an Kräuter, Nüsse und Feigen erinnert, liest er die Trauben von mehr als 60 Jahre alten Reben, die gut mit dem sandig-kargen Boden auskommen. Palomino, Rufete Blanco und Moscatel de Grano Menudo. Agustin liest ihn von Hand und lässt ihn nach der Gärung für ein halbes Jahr im Barrique.







Ambrosio Jiménez in seinem Weinberg

(c) Michael Ritter

Mogarraz und die beiden Spielarten des Rufete

Stadttior von Miranda del Castañar

(c) Michael Ritter

In ihrer Heimat auf der anderen Seite der Grenze zu Portugal nennt man sie Tinta Pinheira. Dort ist sie auch heute noch vorherrschend. Die Sorte ist eng verwandt mit Touriga Nacional. Wenn sie nicht richtig ausreift, werden die Weine oft grasig und haben raue grüne Tannine. Doch in den letzten Jahrzehnten können sie meist vollständig ausreifen und überzeugen durch ihren ausgewogenen Charakter und ihre gute Komplexität und können gut altern. Hitze und Pilzbefall verträgt sie nicht so gut. Der Wein hat eine leuchtend kirschrote Farbe und schmeckt krautig nach roten und schwarzen Beeren und hat interessante Gerbstoffe. Man schmeckt das Potenzial der 60 Jahre alten Reben und den Bodenmix aus Schiefer, Ton und Granit. Die Weine werden in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche gereift. Auch für Rosés und Schaumwein wird die Traube gerne genutzt. Spannend auch der komplexe La Zorra Garnacha Calabrés, bei dem ein einheimischer Klon der Garnacha-Rebe verwendet wird. Der Rufete Blanco ist anders als der Name vermuten lässt, nicht verwandt mit dem roten Rufete, sondern es ist ein Synonym für den Verdejo Serrano, der ebenfalls nichts mit seinem Namensgeber Verdejo zu tun hat, sondern eine Cayetana Blanca-Kreuzung ist. Seite 2020 können ihn die Winzer auch offiziell verarbeiten.

Es ist erstaunlich grün hier im äußersten Westen Spaniens. Das liegt vermutlich daran, dass es hier recht häufig regnet. Zwar nicht so viel, wie weiter nördlich in Galizien, doch offenbar bleiben einige Wolken hier im zentralen Gebirgsmassiv kleben, dass sich von Portugal bis weit ins Zentrum der Iberischen Halbinsel erstreckt.

Einer der talentiertesten Weinbauern ist Ambrosio Jiménez. Ich treffe ihn an einem kleinen Friedhof, von dem aus wir eine Wanderung durch seine Weinberge starten. In Serpentinen zieht der Feldweg den Berg hinunter und Fernando zeigt mir seine mit alten und teilweise schon verfallenden Trockensteinmauern gesicherten Terrassen auf einer Höhe zwischen 700 und 900 Metern. Auf denen gedeihen in einer weitgehend unberührt gebliebenen Landschaft die Reben Rufete, Garnacha Calabrés und Tempranillo. Es ist ein Fleckchen Erde von beeindruckend natürlicher Schönheit.

Vom Weinberg gehen wir zum Weingut Viñas del Cámbrico, das etwas abgeschieden in einem Wäldchen mit von Flechten behangenen Bäumen in der wilden Landschaft der Sierra de Francia liegt. Hier gedeihen die meisten seiner aussergewähnlichen Weine. Der Name des Weinguts stammt von der Kambrium-Periode vor rund 500 Millionen Jahren, als sich die Böden der Weinberge bildeten. Es ist harte Arbeit, da fast alle Winzer nur wenige Hektar bewirtschaften, die auch noch stark zergliedert sind, wie wir es schon in Arribes besehen haben. Ambrosio betreut 8,5 Hektar Rebfläche, wovon ihn gut die Hälfte selbst gehört und der Rest anderen Weinbauern gehört, die sich selbst nicht mehr um ihre Reben kümmern können. Um die 130 Parzellen sind es, jede durchschnittlich gerade mal mit 1.000 qm.

Den Tempranillo nennt man hier wegen der Nähe zu Portugal auch Aragonez. Die ältesten Buschreben, die wir besuchen, haben schon den 1. Weltkrieg erlebt. Die terrassierten Hänge mit ihren Trockensteinmauern sind von Hecken, Eichen und Kastanien umgeben. Zum Schutz gegen die Wildschweine, die seine Trauben auch lieben, hat er den Weinberg eingezäunt. Nach wie vor ziehen Schafherden durch die Sierra und weiden dabei auch die Kräuter ab, die in dem Bioweinberg zwischen den Rebreihen stehen. Bei der Lese kann er nur sehr begrenzt auf die Hilfe der Technik hoffen, dazu sind sie zu weit ab vom Schuss und zu steil. Die Erträge der uralten Reben sind zwar gering, dafür beeindrucken sie durch ihre hohe Qualität der Trauben. Anders als La Zorra bewirtschaftet Ambrosio seine Reben und den Wein bereits vollständig biologisch und behandelt die Trauben sehr behutsam. Im Keller kann er auf Pumpen verzichten, da er die Schwerkraft nutzt. Die Weine reifen nach der Micro Vinifizierung in französischen Barriques.

Auf Stabilisierung oder Filterung verzichtet er und rät Kunden, die sich auch in Deutschland finden, die Weine vor Genuss achtsam zu dekantieren, es sind nämlich alles andere als Alltagsweine. Wahrscheinlich sind sie nicht jedermanns Sache, aber wer sie für sich entdeckt hat, dem öffnen sich die eigenständigen, tanninreichen und recht komplexen Weine mit einem guten Preis-Genuss-Verhältnis mit einem breiten Spektrum an Aromen und können Weinfreunde auch nach langjähriger Lagerung erfreuen.

Das rustikale Hotel Spa Villa Mogarraz ist in einem traditionellen Haus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht. In den Zimmern hat man so weit wie möglich die alten Holzbalken und das ursprüngliche Mauerwerk erhalten. Von dem Balkon hat man einen zauberhaften Blick über die ganze Sierra, die Nachbardörfer und den Ort selbst. Man merkt es dem Hotel an, dass es schwierig ist, Personal zu finden und man sollte beim Service keine allzu großen Erwartungen hegen.

Das Örtchen zieht viele Maler an, die in den Gassen ihre Staffeleien aufgebaut haben und Skizzen des ruhig dahingleitenden Alltagslebens festhalten. Auch das unweit liegende Miranda del Castañar, durch dessen Graf einst die frühe Besiedlung der Region erfolgte, lohnt den Besuch. Auch das Dörfchen Miranda de Casanar erinnert noch an den Grafen, der einst in der Burg oberhalb des nahezu quadratischen und von Wohnhäusern aus Bruchstein oder Fachwerk umstandene ältesten erhaltenen Stierkampfarena Spaniens residierte. Vier Tore öffnen sich in der Stadtmauer in alle Himmelsrichtungen, die noch aus dem 13. Jahrhundert stammt und zu den wenigen spanischen Stadtmauern gehört, die noch nahezu komplett erhalten ist. Die schmalen Gassen des Ortes bieten viele schöne Fotomotive und werden von den meist Gästen gerne durchwandert. Bei Wanderungen durch den Naturpark sieht man mancherorts Reminiszenzen an den frühen Weinbau. Reste alter Weinpressen, die in die Granitfelsen hineingehauen wurden. Meist liegen zwei Becken hintereinander, um im unteren den Most aufzufangen.

Die typischen Spezialitäten der Region, zu denen auch das Iberico-Schwein gehört, kann man unterhalb des Orts in einer alten restaurierten Mühle am Rio Francia probieren, dem El Molino. Unter großen Bäumen kann man dort am fröhlich sprudelnden Fluss das Essen genießen. Iberico hat in den letzten Jahren auch in Deutschland immer mehr Liebhaber gefunden. Dabei unterscheidet sich seine Ernährung grundlegend von der der in engsten Ställen weggesperrten Schweine, die meist in Deutschland zu Billigstpreisen auf dem Teller landen. Das Iberico lebt unter freiem Himmel in der Extremadura du einigen benachbarten Gebieten und genießt das Umherstreifen durch den Wald und den Genuss der Korkeicheln, die ihm eine unverwechselbare Note und einen saftigen Geschmack verleihen. Die Bezeichnung ist streng geschützt und man zahlt für ein Kilo Filet schon mal knapp 40 Euro. Beliebt ist das Secreto, ein grobfaseriger Muskel, der versteckt (daher der Name), zwischen Rücken und Rückenspeck liegt. Bei uns bekommt man diesen fächerförmigen Zuschnitt fast nie, doch hier ist er ein Liebling der Köche und zählt als "Avantgardestück". Mit intensiver Marmorierung hat er ein schön saftiges und buttrig-zartes Aroma.

Einen Spezialisten für dessen Herstellung und ausgezeichnete, lange gereifte Schinken ist seit 1950 Iberico Calama. Natürlich stellt dort Antonio Calama den von ihm und seinem Team handwerklich hergestellten Jamon de Bellota Iberico, der oft gut drei Jahre lang in der Reifekammer seine Aromen entwickelt, sofort als Vorspeise auf den Tisch. Er sei zwischen Schweinen und Chorizo aufgewachsen, erzählt er mit einem Lächeln und man schmeckt seinen Produkten die Liebe zum Detail an. Ein hübsches Mitbringsel, aber für einen ganzen 8kg-Schinken muss man schon mal mit bis zu 400 Euro Kosten rechnen, doch aufgeschnitten kann man ihn in Vakuum verpackt auch für 16 Euro für 100 Gramm schnell einpacken.

Alte Universitätsstadt Salamanca

Ein guter Abschluss des Besuchs der Sierra de Francia. Auf kurviger Fahrt durch die Berge nach Nordosten geht es in knapp 90 Minuten weiter in die Provinzhauptstadt Salamanca. Den schönsten Blick auf die Stadt und seine Bauten hat man vom Südufer des Tormes. Dort führt eine alte von Kaiser Trajan in Auftrag gegebene Römerbrücke die Via de la Plata über 26 Bögen über den Fluss in die alte Universitätsstadt. Heute sind es nur noch Fußgänger, die das Wahrzeichen der Stadt überqueren.

Von den 144.000 Bewohnern der Stadt, die auf einer Höhe von gut 800 Metern auf der Meseta 215 km nordwestlich von Madrid liegt, sind mehr als 40.000 Studenten. Auch in den Sommermonaten während der Semesterferien sind es kaum weniger, denn da hier In das beste Hochspanisch gesprochen wird, kommen dann viele ausländische Studenten auf Besuch, die von der Universität und privaten Anbietern organisierten Sprachkurse besuchen.

Auch die Katholische Kirche ist stark und so gibt es in der Stadt zwei Kathedralen: die alte aus dem 12. und die neue Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert, die dicht nebeneinander liegen und einen Gebäudekomplex bilden. Als 1755 ein Erdbeben in Lissabon die portugiesische Hauptstadt fast vollständig zerstörte, wackelte auch in Salamanca die Erde und nicht nur der Turm der neuen Kathedrale zeigte Risse, die die Architekten zu Verstärkungen zwangen. Andere, auch heute noch sichtbare Zeichen hinterließen die Studenten, die früher nach erfolgreicher Promotion ein rotes „V“ für Victor und ihren Namen an den Dom malten. Auch andere Gebäude erinnern noch an diese alte Sitte.

Verwundert betrachten viele Besucher auch das Portal der Neuen Kathedrale zur Plaza de Anaya, wo ein Eis essender Drachen und ein Astronaut nicht so ganz zu den anderen mittelalterlichen Skulpturenschmuck passen wollen. Seit 1988 ist die Altstadt – und damit auch die Kathedrale - auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Als man 1992 die Umwelt- und Erdbebenschäden am Portal beseitigen musste, hatte man mit dem Bildhauer Jeronimo Garcia bei der Wahl und Gestaltung der Figuren viel freie Hand gelassen. Er musste, damit es keine Probleme mit dem UNESCO-Komitee gab, allerdings seine Arbeiten im Stil den noch vorhandenen mittelalterlichen Figuren des Portals anpassen. Kunsthandwerklich ist seine Arbeit von diesen nicht zu unterscheiden, jedoch schuf er seine Figuren mit seiner ganz eigenen Handschrift.

Garcia schuf dafür neben seinem Drachen, der keck den Betrachtern das Hinterteil zudreht, den inzwischen zur Touristenattraktion gewordenen Astronauten im Weltallanzug. Nicht alle Kleriker sollen mit den Anleihen im 20. Jahrhundert glücklich gewesen sein. Den besten Blick auf die ganze Stadt hat man vom Turm der Kathedrale, den man unbedingt besuchen sollte. Gegenüber der Kathedrale liegt der Bischofspalast, denn Generalissimus Franco während des spanischen Bürgerkriegs zeitweilig zu seinem Hauptquartier umfunktionierte.

Nur ein paar Meter sind es zur benachbarten Universität von Salamanca, die im 13. Jh. gegründet neben Bologna, Oxford und der Sorbonne in Paris zu den ältesten Universitäten der Welt gehört. Sie entstand aus einer Kathedralschule. Viele Gäste suchen an dem gewaltigen plateresken Portal, dass von den katholischen Königen Ferdinand und Elisabetha und darüber dem Habsburger Doppeladler und dem Wappen Kaiser Karl V. beherrscht wird, nach einer weiteren Touristenattraktion: dem auf einem Totenschädel hockenden Frosch von Salamanca. Lope de Vega, Calderón de la Barca und Miguel de Cervantes zählten zu den bekanntesten Dichtern, die hier studiert haben und Kolumbus musste seine geplante Reise nach Westen in Richtung Asien erst den skeptischen Professoren erläutern, bevor er die royale Unterstützung bekam.

Man sollte nicht versäumen, die leckere Wurst Farinato aus Schmalz, Brot, Mehl, Paprika, Zwiebel, Knoblauch, Salz, Anis und Schnaps zu probieren, die stark an die portugiesische Farinheeira erinnert, ein Nebenprodukt der Schlachtung. Man spracht früher gerne vom "Chorizio des armen Mannes", doch heute ist sie auch in die Haute Cuisine eingezogen. Auch der leckere und sättigende Kartoffeleintopf „Patatas meneas“ mit kross gebratenem Schweinebauch, die mit Schinken, Schweinelende und Chorizo gefüllte Pastete Hornazo oder die zahllosen verschiedenen Tapas in den Bars und Cafés zu probieren. Um 22 Uhr ist dann ein guter Zeitpunkt, um auf der wunderschönen Plaza Mayor aufzuschlagen, denn wenn dann die Lichter die Fassaden der umgebenden Gebäude festlich erhellen, bleiben die meisten mit offenem Mund stehen und nehmen sich ganz fest vor, dass dies nicht ihr letzter Besuch in der quirligen Studentenstadt gewesen ist.

© Michael Ritter

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