Zu Gast (nicht nur) in Euopas Weinregionen

Spannende unbekanntere Ziele entdecken

Trüffel, Foie gras und Mordgeschichten

Mit Martin Walker durch den Périgord

Martin Walker

(c) diogenes Verlag/Bastian Schweitzer

Mit dem Périgord hat Krimiautor Martin Walker eine der schönsten Regionen Frankreichs zum Krimiland erhoben. Der Autor ist ein großer Freund Frankreichs und auch einer seiner besten Kenner. Das verspricht Lesegenuss!

Ganz glücklich werden die Franzosen nicht sein, dass ausgerechnet ein Schotte ihre bislang eher stumme Heimat in die Öffentlichkeit der Medien zog, obwohl sie nur so überfließt von kulturellem Reichtum.

„Bücher bilden sich in den Seelen vielleicht ebenso geheimnisvoll, wie in den duftenden Ebenen von Périgord die Trüffeln sprießen“ schrieb einst Honoré de Balzac. Das mag auch für Martin Walker gelten. Schwarze Diamanten, so nennt er letztere in einem seiner Krimis über Bruno, Chef de Police des kleinen Dörfchens Saint-Denis.

Die delikate schwarze Knolle ist eng ans Périgord gebunden. Doch dieses hochpreisige Highlight der französischen Gastronomie ruft leider nicht Gourmets wie Bruno und seine Freunde auf den Plan, sondern auch Betrüger, die im lukrativen Trüffelhandel auch vor Gewalt nicht zurückschrecken.

Recherchen im Périgord

Walker in der Küche

(c) diogenes/Bastian Schweitzer

Dass die bergige Region im Südwesten Frankreichs auch sonst jede Menge zu bieten hat, kann man in den anderen Büchern Walkers nachlesen. „Ich hatte mich schon vor 35 Jahren ins Périgord verliebt und später mit meiner Frau ein altes Bauernhaus gekauft“ erzählt der Autor stolz.

Manche Charaktere seiner Bücher sind den Anrainern ähnlich. Der lebenserfahrene Baron ist sein Hausnachbar, in der „verrückten Engländerin“ erkennen Freunde seine Ehefrau und der Ortspolizist, mit dem er gern Tennis spielt, inspirierte ihn zu seinem Bruno. „Er war ganz aus dem Häuschen, als er hörte, dass ein Film mit Bruno gedreht werden soll“ freut er sich. Er habe eine Menge von ihm gelernt – zum Beispiel wie man Schnepfen brät, mit Trüffeln kocht oder mit Wein aus seinem Garten einen Vin de Noix aufsetzt.

Die Weine aus Bergerac

Weinberge in der Dordogne

(c) Atout France

In Grand Cru , wo ein US-Weinunternehmen die Weinberge der Gegend aufkaufen will und plötzlich eine Leiche im Weinfass liegt, stellt er seinen Lesern die unbekannte Weinbauregion Bergerac vor. Vor der Reblaus war dies eines der größten Weinbaugebiete Frankreichs. Danach hatte man dort Tabak angebaut. Inzwischen erkennen einige junge Winzer wieder das Potenzial und sicherlich hat mancher Leser schon gegoogelt, was für ein Wein der Monbazillac ist, den Bruno Freunden gern gut gekühlt zur Foie Gras serviert.

Englisches Erbe

Burgern in der Dordogne

(c) Atout France

Ein bisschen spürt man durch die vielen dort lebenden Engländer noch, dass dieser Teil Frankreichs durch die Heirat Eleonore von Aquitaniens mit dem späteren Heinrich II. für mehrere Jahrhunderte zu England gehörte. „Land der 1001 Burgen“ nennt man das im 100jährigen Krieg umkämpfte Périgord, wo prähistorische Höhlenmaler vor rund 40.000 Jahren erste kulturelle Spuren hinterließen.

Lascaux und die Stiere

Felszeichnungen in Lascaux

(c) Atout France

Walker wird nicht müde, die Höhlenmalereien der Cro-Magnon-Menschen im Tal der Vézère zu bewundern. Das UNESCO-Welterbe mit der Höhle von Lascaux (deren exakte Kopie für Besucher zugänglich ist), den Combarelles-Grotten und den Skulpturen von Cap Blanc, über die man viel beim Besuch der Sammlung und des Besucherzentrums von Les Eyzies-de-Tayac erfährt, sind – neben dem guten Essen - auch Thema seiner Bücher Schatten an der Wand und Delikatessen.

Die Schlösser der Dordogne

Schlösser der Dordogne

(c) Atout France

Die zahlreichen Schlösser der Dordogne lohnen für Walker immer einen Besuch. Etliche davon können besichtigt werden: Montfort, Beynac und Milandes, um nur die bekannteren zu nennen. Letzteres war nach dem Krieg Wohnsitz der US-Tänzerin Josephine Baker.

Auf Trüffeljagd im Périgord

Trüffelgerichte

(c) Atout France

Feinschmecker werden sich im Tal von Vézère und Dordogne wohlfühlen. Als Bonvivant genießt der Autor die kulinarischen Spezialitäten des Périgord, die auf den Märkten angeboten werden, ob schwarze Trüffel, Schnepfe, Foie gras, Nüsse oder Kastanien. Bei Trüffeln reichen Bruno – und Walker - oft die kleinen brumale aus, die sich leichter aufstöbern lassen und billiger sind. „Trüffeln schmecken ausgezeichnet zum Omelett“ sagt er und empfiehlt sie einen Tag zusammen mit den Eiern zu lagern.

Der Trüffelmarkt von Sainte-Alvère

Auf dem Trüffelmarkt

(c) Atout France

Gern schlendert er über traditionelle Märkte, wie den Trüffelmarkt von Sainte-Alvère, wo sich renifleurs, die Scouts der Gourmetlokale, schon vor dem offiziellen Marktbeginn bei den caveurs, einsamen Trüffeljägern, die besten Knollen sichern. Walker stärkt sich dann mit einem Glas Wein aus Bergerac.

Mit dem Kanu unterwegs

Mit dem Boot unterwegs auf dem Fluss

(c) Atout France

Da kann man sich nur anstecken und vom Périgord verzaubern lassen. Zu entdecken gibt es wahre Freundlichkeit und unverfälschte Schönheit, die sicher noch viele in ihren Bann schlägt. Sportliche können die Flüsse auch per Kanu erkunden. Doch Vorsicht ist geboten! In Walkers neuem Band, der im Mai erscheint, treibt dort eine schöne, nackte Tote mit einem Tattoo herum.

Michael Ritter

(c) Connaisseur & Gourmet 2021