Die lohnendsten Ziele in Afrika & Australien

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Auf Weintour am Kap der Guten Hoffnung

Südafrika hat seinen Besuchern viel zu bieten: Atemberaubende Landschaften, Whale Watching an der Küste, Giraffen, Löwen und Elefanten in den Nationalparks und zahlreiche komfortable und bezahlbare Resorts. Am Western Cape erwartet den Gast eine der interessantesten Weinbauregionen der Welt: spannende Gastronomie, die gekonnt den Reichtum des Meers mit ungewohnten Wildspezialitäten verbindet.

Unser Autor Michael Ritter führt Sie auf seiner Reise zu den schönsten Weinbergen rund um Kapstadt. Ein Ausflug in die Geschichte und zu trendigen State-of-the-Art- Weingütern. Neben seinem Ausflug in den Wein zeigt er, wie und wo der Südafrika-Besucher mit dem Komfort-Zügen die Wildnis, auf Fotosafaris die einzigartige Tierwelt und auf gepflegten Golfplätzen sein Handicap verbessern kann.

Das Fundi Projekt

Fundi – Wine Stewards für den Fußball World Cup 2010

Fundi“ ist der Name eines neuen Projekts der südafrikanischen Weinindustrie, mit dem bis zum kommenden Jahr über 2000 bisher unterprivilegierte Servicekräfte in der Gastronomie zu Wine Stewards ausgebildet werden sollen. Um das zu finanzieren, wählte die angesehene Cape Winemakers Guild, ein Zusammenschluss der meistgeachteten Winemaker, unter den eingereichten Weinen die sechs besten aus, die nach und nach unter dem Lable „Fundi“ für 120 Rand angeboten werden. Das Ergebnis ist ein ausgezeichneter Premium-Rotwein zum günstigen Preis. Der erste Wein stammt von der jungen Winemakerin Nontsikelelo Biyela von der Stellekaya Winery in Stellenbosch. „Ntsiki“, wie sie ihre Freunde nennen, hat sich nach einem durch ein Stipendium finanziertes Studium in Stellenbosch bereits mit ihrem roten Blend Orion einen Namen gemacht.

Fundi leitet sich vom Zulu-Wort für Schüler ab und bedeutet im umgangssprachlichen Englisch des Landes Experte. Mit der stilisierten Sonnenblume auf dem Label signalisiert es Sonne und Hoffnung. Der Absatz erfolgt über Restaurants und Hotels, die für je 60 gekaufte Flaschen einen ihrer Mitarbeiter zu einem der einwöchigen Weiterbildungskurse mit 12 Lektionen schicken können. Das das klappt, beweist Ryan Winkelmann von Let’s sell Lobster, der das Projekt koordiniert, durch die jungen Mitarbeiter des Blues Restaurant, wo der Wein seit Start des Projekts verkauft wird, die bereits an den Kursen teilgenommen haben. Ein wichtiger Schritt, denn von der nichtweißen Bevölkerungsmehrheit des Landes ist derzeit nur ein Bruchteil mit Wein vertraut. Wir dürfen uns also auf eine gekonnte Weinbegleitung beim Weltcup freuen.

Exkurs: Das Fundi-Projekt

Strandszene in Camps Bay

World Cup am Kap – Weinfreunde dürfen sich im kommenden Jahr neben spannenden Fußballspielen auf neue Genusswelten freuen – und das alles zum Schnäppchenpreis.

Die Fussball-WM

„Das soll bis 2010 alles noch verschwinden“ sagt mir mein Fahrer Piet. Kurz nachdem er mich am Flughafen von Kapstadt aufgegabelt hat, passieren wir auf der Fahrt ins Constantia Valley einige triste Barackensiedlungen. „Dort drüben entstehen neue Steinhäuser, doch die Nachbarn in den Baracken protestieren schon, weil sie deshalb umziehen müssen und nicht selbst dort leben können.“ Kosmetik für die Fußball-WM im kommenden Jahr? Sicherlich, denn die Verbesserung der Lebensbedingungen der schwarzen Bevölkerung schreitet nur langsam voran und für Neubauprojekte wie dieses gibt es lange Wartelisten.

Steenberg

Am Devil’s Peak, der die Ostseite des Tafelbergs markiert, geht es durch eine üppig blühende Parklandschaft mit Bougainvilleen vorbei am Groote Schuur Hospital, in dem Christiaan Barnard 1967 die erste Herztransplantation der Welt durchführte, ins wohlhabende Constantia. Unser Ziel ist das Steenberg Hotel, ein kleines Luxushotel in einer auf das Jahr 1682 zurückgehenden Farm an den Hängen des gleichnamigen Berges. Das Hotel ist umgeben von Weinbergen und einem Golfplatz. Von der Terrasse des ausgezeichneten Restaurants mit preisgekrönter, verfeinerter Kapküche, hat der Gast einen weiten Blick zur nahen False Bay. Wir treffen dort auf John Loubser, den Winemaker von Steenberg Estate, das heute zum Besitz von Graham Beck zählt. Der oft Mr. White Wine genannte Loubser, der mit dem Blanc de Blanc „The Green Man Brut“ seines eigenen Weinguts Silverthorn einen der gelungenster Sekte Südafrikas herstellt, baut auf dem verwitterten Granitboden der für ihr kühles Meeresklima bekannten Region meist Weißwein an. „Der Boden eignet sich gut für Sauvignon Blanc und Semillon, aber auch der Merlot hier ist sehr komplex und hat eine phantastische Frucht“, verrät er uns. Mit dem Steenberg 1682 Brut serviert er einen Cap Classique, die südafrikanische Antwort auf Champagner. Schöne Aromen von gelben Äpfeln und ein cremiger Abgang. Ein wohl gehütetes Geheimnis ist der 07er Magna Carta Blend, der es beim angesehenen Platter’s Weinführer auf Anhieb unter die Crème de la Crème der 5-Sterne-Weine schaffte. Ausgewogen zwischen gefühlvoll eingesetzten Barrique, der Rasse des Sauvignon Blanc und dem Honigmelonen-Charakter des Semillon ist er einer der schönsten verkosteten Cape Whites. Der 07er Sauvignon Blanc Reserve zeigt, dass Südafrika mit reif gelesenen Traubengut und dem Einsatz der richtigen Hefen gern andere Wege geht, als die Betonung „grüner“ Noten; wundervoll ausbalanciert mit tropischer Frucht und knackiger Säure. Ebenfalls gut: der 07er Merlot.

Constantia

Am nächsten Morgen holt mich Fiona McDonald vom Hotel ab. Die langjährige Chefredakteurin von Südafrikas führendem Weinmagazin hat den Job hinter dem Schreibtisch eingetauscht mit der Begleitung von Weinliebhabern auf Erkundungsreisen durch Südafrika. Mit fundierten Hintergrundwissen unterscheidet sie sich wohltuend von angelernten Führern. Als erste Station steht Groot Constantia auf dem Programm. Das Landgut von Simon van der Steel, dem ersten Gouverneur der Kapkolonie ist eine Touristenattraktion, die jährlich 360.000 Besucher anzieht und heute von einer Stiftung kontrolliert wird. Über 300 Jahre Kolonialgeschichte spiegelt die gut erhaltene kapholländischer Architektur mit blütenweiß gestrichenen Wänden wider. Schon sein Vorgänger Jan van Riebeeck, der 1652 dort landete, brachte die ersten französischen Reben ans Kap und notierte am 2. Februar 1659 in sein Tagebuch „Heute wurde zum ersten Mal aus Kaptrauben Most zur Weinbereitung gepresst." Im Jubiläumsjahr wird kräftig gefeiert. Draußen bläst ein kräftiger Wind. Boela Gerber, der sommersprossige Winemaker, sieht die Brise des Cape Doctor aus Südosten nicht ungern, da sie nicht nur die Abgase Kapstadts wegpustet, sondern auch für eine gute Durchlüftung der Reben sorgt. Um die 6° C kühler als im nahen Stellenbosch ist es hier im Sommer. Boela wacht über die Produktion der rund 80 ha Anbaufläche, auf der die Rebstöcke spätestens alle 25 Jahre ausgetauscht werden. Er setzt primär auf Rotwein, doch auch Sauvignon Blanc gedeiht vorzüglich. Wie in vielen Weingütern Südafrikas wird per Hand gelesen. „Wir haben eine halbe Million Arbeitslose in kurzer Entfernung, warum sollten wir viel Geld in Erntetechnik investieren“ sagt Boela. Der gesetzliche Mindestlohn liegt übrigens bei 7,50 Euro – pro Tag! Sein 07er Chardonnay ist ausgezeichnet und der Sauvignon Blanc zeigt schöne volle Feigenaromen. Bei den Rotweinen überzeugte der Pinotage, eine Kreuzung aus Spätburgunder und Cinsault, die 1924 an der Universität Stellenbosch gelang. Auch wenn viele der nach Deutschland exportierten Massenweine ihn durch aggressive Gerbstoffe nicht von seiner besten Seite erscheinen lassen, beweisen Spitzenerzeuger wie Simonsig, Koopzicht, Kanonkop und Beyerskloof , die sich in der Pinotage Association zusammengeschlossen haben, dass Pinotage der Wein ist, mit dem das Land auf hohem Niveau einen Alleinstellungsanspruch erreichen kann.

Direkte Nachbarn von Groot Constantia sind Klein Constantia, wo seit Generationen der berühmte Muskateller Vin de Constance produziert wird, der einst Lieblingswein von Kaiser Napoleon war und Buitenverwachting. Als der Hamburger Lars Maack vor 16 Jahren nach Südafrika kam, hatte er keine Ahnung vom Weinanbau. Sein Vater wollte das heruntergewirtschaftete Gut eigentlich in Einzelteilen verkaufen. Doch dann leckten die Maacks Blut und heute sind sie Weinfans. Mit dem reetgedeckten Gebäudeensemble ist das Weingut ein beliebtes Ausflugsziel. Freunde der Haute Cuisine kommen am preisgekrönten Restaurant nicht vorbei. Doch auch Maack und Kellermeister Hermann Kirschbaum räumen zahlreiche Awards ab. „Wir machen Wein zum Trinken, nicht zur Show“, sagt Kirschbaum zwar, doch die ausgestellten Awards zeigen, dass er durchaus stolz auf die Ergebnisse ist. Sehr gut gefiel uns der Buiten Blanc, ein Blend aus Sauvignon Blanc, Chenin Blanc, Semillon, Viognier etc., sehr ausgewogen und fruchtig-elegant. Auch der Riesling ist gut gelungen. Bei den Rotweinen war es besonders der 05er Cabernet Franc und der 04er Christine, ein Blend auf Cabernet Sauvignon-Basis.

Neben Steenberg bietet auch Constantia Uitsig und The Cellars Hohenort Hotel Unterkunft im 5-Sterne-Segment. Die Zimmer liegen mit Preisen ab 130 Euro (im Sommer auch deutlich darüber) nicht sehr viel niedriger als in Deutschland, dafür sind die Restaurants ein echtes Schnäppchen: ein 3-Gang-Menü kostet selten mehr als 20 Euro, dank einer verglichen mit Deutschland um ein Drittel höheren Kaufkraft.

Stellenbosch

Von Constantia geht es an der False Bay entlang in Richtung Somerset West zur Weinhochburg Stellenbosch. Das gemütliche Weinstädtchen hat eine Vielzahl von gemütlichen B&Bs im Ortszentrum, wie dem River Manor und Spitzenhotels in den Weingütern, wie dem Asara Hotel. Gut essen kann man in Restaurants wie Fishmonger und Cape Town Fish Market. Erst im Dezember eröffnete The Big Easy in einem Prachtbau aus dem 17. Jh. Der Name stammt vom Inhaber, dem südafrikanischen Weltklassegolfer Ernie Els. Die sterneverdächtige Küche wird auf einer angenehm kurzen Speisekarte dargeboten.

Auf der Fahrt von der Cape Flates kommt man an Saxenburg vorbei. Winemaker Nico van der Merwe sorgte schon 1991 für Furore, als er gleich beim Start den begehrten Titel Winemaker of the Year holte. Nico ist Freund reifer und gesunder Trauben und sorgt für strenge Selektion. Der voll-würzige 08er Sauvignon Blanc überzeugt durch ausgewogene Frucht. Der 03er Saxenburg Special Shiraz, aus einer Parzelle verwitterten Granitgesteins ist mit herrlicher Frucht und schöne runde Tanninen Flagschiff des Weinguts von Adrian und Birgit Bührer.

Ihr Nachbar ist Gary Jordan. Der ausgebildete Geologe nimmt uns auf eine Fahrt durch die Weinberge. „In alle vier Himmelsrichtungen ist es ausgerichtet“, sagt er stolz, Der smarte Winzer versteht es, sich in Szene zu setzen. In London eröffnet er demnächst ein Toprestaurant. Das Restaurant im Weingut heißt „Chameleon“, wie die kleinen endemischen Echsen in seinem Garten. Garys Vater besaß eine Schuhfabrik, weshalb ihn die Einheimischen Cobbler nannten. Der 05er Cobblers Hill erinnert daran und ist ein komplexer Blend aus besten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc. Der Geologe weiß die 13 unterschiedlichen Böden aus Granit, Tonerde und die durchs Anwesen laufende geologische Falte klug zu nutzen. Auf hohen Niveau zeigt sich auch der 07er Nine Yards Chardonnay und der 06er CWG Auction Reserve Chardonnay, die mit feiner Mineralität und Komplexität zeigen, welches Potenzial südafrikanischer Chardonnay hat. Auch der 07er fassgelagerte Chenin Blanc mit tropischen Fruchtaromen hat gut gefallen.

Mit Asara erfüllte sich Markus Rahmann seinen Traum. Über Hongkong kam der deutsche Geschäftsmann ans Kap. Als 2001 in Stellenboschs goldenem Dreieck das das 180 ha große und über 300 Jahre alte Weingut Verdun zum Verkauf stand, fackelte er nicht lange, verpasste ihm einen neuen Namen und möbelte es kräftig auf. Der Name stammt von den afrikanischen Göttern Assis (Sonne), Asase (Erde) und Astar (Himmel). Im vergangenen Jahr kam ein schickes 5-Sterne-Relais & Chateaux-Hotel mit 37 Zimmern, Suiten, Gourmetrestaurant und einem Ableger der Sylter Sansibar hinzu. Über drei Gebäude verteilt, haben die Gäste einen weiten Blick über Stellenbosch, die Bergkulisse und die umgebenden Weinberge. Die Asara-Weine können sich sehen lassen. Mit Jan van Rooyen übernahm er einen der erfahrensten und innovativsten Winemaker und der angesehene Platter’s Wine Guide spricht von „einer der jüngsten Erfolgsgeschichten am Kap“. Sein Ziel ist das Außergewöhnliche und das hat er mit seinen Weinen erreicht. Südafrikas erster Cabernet Sauvignon Blanc, ist eine gelungene Variante der beliebten Traube, die in ihrer roten Version mit Erdaromen und festen Tanninen sogar noch mehr Trinkspaß bereitet. Interessant der Avalon, ein im Amarone-Stil getrockneter Pinotage mit intensiven Fruchtaromen und die Chenin Blanc-Beerenauslese. Das Flagschiff, der Bell Tower, aus den „big five“ Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Cabernet Franc, Malbec und Merlot. Van Rooyens Ziel ist, daraus den besten Bordeaux Blend der Welt zu keltern. Den Weg dahin hat er immerhin beschritten.

Mit dem kürzlich verstorbenen Stefan Schörghuber hat sich ein weiterer Deutscher in Stellenbosch eingekauft: Blaauwklippen. Winemaker Rolf Zeitvogel unterstützte den Deutschen, der mit Arabella Hotels, Paulaner Brauerei und einem Bauimperium zu den Großen in der süddeutschen Wirtschaft zählte. Die Farm liegt eingebettet in die imposante Bergkulisse des Helderbergs und ist Pionier für Zinfandel in Südafrika. Schön der lachsfarbene 07er White Zinfandel, ausgewogen trocken und der 06er Zinfandel mit saftigen Beerenaromen. Flagschiff ist der Cabriolet, dessen Name daran erinnert, dass die Weinfarm eine große Sammlung von Kutschen präsentiert. Bei den Beerenauslesen hat Zeitvogel einen gelungenen 07er Viognier und Malbec und Zinfandel aus demselben Jahr ausgebaut. Derzeit wird er dabei majestätisch unterstützt: Sylvia Benzinger, Deutsche Weinkönigin 2005/06 hilft für einige Monate am Kap aus.

Was mag aus Chenin Blanc machen kann, zeigt Ken Forrester. Sein Weingut ist gesegnet mit alten Buschweinen, die auf Duplexböden mit einer sandig-lehmigen Schicht von verwittertem Gestein und Schotter stehen. Sowohl als spritziger Sommerwein wie als alterungsfähige Spitzen-Spätlese ein Genuss. Sein FMC Chenin Blanc und die Beerenauslese gehören zum Besten, was man aus der Traube herausholen kann. Sein Restaurant 96 Winery Road lohnt einen Umweg.

Weitere besuchenswerte Weingüter in Stellenbosch: de Trafford, Kaapzicht, Kleine Zalze, Hartenberg, Meerlust, Morgenster, Neil Ellis, Simonsig, Vergelegen und Waterford

Franschoek

Nicht nur für Feinschmecker ist der Besuch Franschhoeks Pflicht. Vorbei an den Weingütern Tokara, wo der surfende Winemaker Miles Mossop mit seinen rotem Blend und seiner feinen Beerenauslese von südafrikanischen Weinfreunden zum Aufsteiger des Jahres gekürt wurde, und Thelema, mit The Mint, einem exzellenten Cabernet Sauvignon, geht es über die Berge nach Boschendal, einer der ältesten Weinfarmen am Hang des Simonsberg, die zum Besitz von Wein-Konzern DGB zählt. Das sehenswerte Manor House ist einen Besuch wert. Das Weingut produziert ausgezeichneten Sauvignon Blanc und Shiraz und auch das 05er Grand Reserve Cuvee zeigt mit roten Beerenaromen ein harmonisches Gesamtbild. Ein Kleinod ist Plaisir de Merle, das zusammen mit Allesverloren, Neethlingshof und Stellenzicht zu den Icon Weinguter des Weinkonzerns Distell zählt. Die Beratung von Chateaux Margaux Chef Paul Pontallier macht sich auch im Stil bemerkbar. Der Keller wird bewacht von Greifen, die man auch im Label wiederfindet. Herausragend der Cabernet Franc, der Grand Plaisir ist eine an Bordeaux orientierte Cuvee von Bordeaux-Rebsorten und Shiraz. Dem bayrischen Büromöbelfabrikanten Dauphin gehört Allee Bleue Wines, benannt nach der imposanten Eukalyptus-Allee, die zum Weingut führt. Gerda Willers fertigt dort im top-modernen Weingut mit dem Isabeau einen gelungenen holzgelagerten Semillon-Chardonnay-Blend. Flagschiff ist L’Amour Toujours, ein Blend aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Grenache, Shiraz und Petit Verdot. Wegen exzellenter Weine einen Besuch wert: Boekenhotskloof.

Am Ende des Franschhoek Tals, das von eingewanderten französischen Hugenotten in ein Obst- und Weinparadies verwandelt wurde, liegt der Ort mit erstklassigen B&Bs, Galerien und einer Auswahl von französischen Spitzenrestaurants von internationalem Ruf, wie dem Bouillabaisse, Achim von Arnims Haute Cabrière, La Petite Ferme, Reuben’s und La Quartier Francais.

Paarl

Das neben Stellenbosch bekannteste Weinbaugebiet ist Paarl. 16 Kilometer nördlich von Stellenbosch liegt die Stadt am Osthang des Paarl Mountain. Auf dem Weg passiert man an den Abhängen des Simonsbergs Kanonkop. Winemaker Abrie Beeslaar, kürzlich in London zum International Winemaker of the Year gewählt, produziert auf den Weingut der Brüder Kriege zusammen mit Pinotage-Papst Beyers Truter einen der besten Pinotage der Welt, doch auch sein wundervoll komplexer und Trinkfreude bereitender Paul Sauer 2003 erhielt in London die Trophy für den besten roten Blend. Übrigens - Beyers eigenes Weingut Beyerskloof steht mit seinem Pinotage den Weinen von Kanonkop nur im Preis nach.

Mehrere große Weinproduzenten wie Nederburg und KWV, die Kooperatiewe Wijnbouwers-Vereniging van Zuid-Afrika, die zusammen mit Racke Golden Kaan in die deutschen Supermärkte gebracht hat, haben in Paarl ihren Sitz.

Bei Nederburg, heute auch in den Händen von Distell, begrüßt uns Tariro Masayiti. Der Mittdreißiger aus Zimbabwe sammelte in seiner Heimat erste Kontakte mit dem Weingeschäft und ist heute unter dem wachsamen Auge von Chef-Winemaker Razvan Maciaci für die mit vielen Preisen ausgezeichneten Weißweine des Weinguts verantwortlich. 1937 kaufte der Bremer Johann Graue von der Beck’s Brauerei das Anwesen und machte es zu dem, was es heute ist. Neben Massenwein für den Supermarkt stellt Nederburg mit dem Ingenuity White Südafrikas Vorzeigeweißwein her. Acht Rebsorten vereint der Blend und geben ihm einen ungewohnten Eindruck von abgerundeter Vollständigkeit. Die herrlich ausbalancierte Beerenauslese mit kraftvoll süßer Honignote verwundert, denn Masayiti zieht davon jährlich 100.000 Liter auf Flaschen.

Bei Veenwouden hat Marcel van der Walt das Erbe seines 2005 bei einem Familiendrama ums Leben gekommene Bruders, des weltberühmten Operntenors Deon van der Walt, angetreten und wird dank seiner Erfahrungen aus dem Pomerol mit seiner Chardonnay Special Reserve und den gelungenen roten Blends durchaus dem Anspruch gerecht, internationale Premiumweine herzustellen. KWVs Laborie Cellar fertigt mit dem Jean Taillefort ebenfalls einen schönen kräftigen roten Blend. Interessant auch der Pineau de Laborie, ein gespriteter Dessertwein aus Pinotage. Ein Schnäppchen sind die Weine von Landskroon. Bescheiden liegt das Weingut auf der Rückseite des Paarl Mountain. Sogar die Spitzenweine des Weinguts, wie der angenehm fruchtige Paul de Villiers Cabernet Sauvignon, kann man im Weingut zu Preisen um die 60 Rand (ca. 4,50 Euro) erwerben.

Einige Kilometer weiter lohnt an der Strecke nach Wellington der Besuch der Wein- und Olivenfarm von Reni Hildenbrand. Die Stuttgarterin hat sich dort einen Traum erfüllt und produziert neben ausgezeichneten Oliven und Olivenöl sehr gelungene Weine, wie Shiraz und Malbec. Auch die Weißweine aus Chardonnay, Chenin Blanc und Semillon und das gemütliche Guesthouse lohnen den Besuch. Ein erheblicher Teil ihrer Einnahmen dürfte bei Reni für die rund 150 Tiere, wie die Hunde Bonnie & Claire, Schweinchen Flo und Katze Coconut draufgehen, welche die Tierfreundin vor dem Tode gerettet hat und die überall auf dem Anwesen herumstreifen.

Auf dem Weg zurück nach Stellenbosch machen wir Station bei Glen Carlou. Das 1985 von der Weinbaulegende Walter Finlayson aufgebaute Weingut liegt im Herzen des Paarl Valley und wird jetzt von seinem Sohn David geleitet, der es zusammen mit seinem Vater zu einem der besten Weinproduzenten Südafrikas machte. Heute ist das Glen Carlou im Besitz der Hess Family Estates, die mit ihren fünf weiteren Weingütern in Kalifornien, Australien und Argentinien ein breites Sortenspektrum anbaut und weltweit 21 Mio. Flaschen produziert. Der Schweizer Donald Hess hat ein Faible für Weine der Neuen Welt und hat massiv in die Weinberge und Gebäude investiert. „Südafrika hat beides; es verbindet die Frucht der Neuen Welt mit der Eleganz Europas“, erklärt er. David Finlayson legt dort für ihn äußerste Sorgfalt auf die Auswahl der richtigen Rebsorten, der optimalen Klone und des Wurzelstocks. Akribische Sorgfalt im Weinberg sieht David als Voraussetzung, um im Keller dem Wein eine persönliche Note verleihen zu können. Für Donald Hess ist - besonders beim Rotwein – die Hauptaufgabe eines Winemakers die des Facilitators, der es den guten Trauben ermöglicht, das beste Ergebnis zu zeigen. Oft reduziert es die Erträge auf ein Maß, das manchen seiner Nachbarn nur unverständlich den Kopf schütteln lässt. Doch der Erfolg kann sich sehen lassen. Drei Produktreihen hat Finlayson aufgelegt und ist stolz auf die internationale Anerkennung. In 40 Länder rund um den Erdball exportiert das Weingut. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir viele nicht traditionelle Märkte erschlossen“ berichtete er stolz dem Platter’s Guide. In den nächsten Jahren will er sich noch stärker auf Nachhaltigkeit im Weinberg einsetzen, denn die Topweine, der organisch angebaute Gravel Quarry Cabernet Sauvignon und der Quartz Stone Chardonnay beweisen, dass es keine Kompromisse geben muss, zwischen Nachhaltigkeit und Qualität. Auch dies ein Anliegen von Hess, der es seinen Besuchern ermöglicht, mit Weinen der Schwesterweingüter Estancia Colomé im argentinischen Salta, Peter Lehmann im australischen Barossa Valley und der Hess Collection im kalifornischen Napa Valley auch einen Blick in andere neue Weinwelten zu werfen.

Schon wenn man eintritt, fühlt man sich angezogen von der offenen Atmosphäre des Besucherzentrums, in dem der Besucher einen Einblick in die Arbeit des Winzers gewinnen kann. Große Glasfenster geben den Blick frei auf die Weinberge, das Paarl Tal und die weiter entfernt liegenden Drakenstein Berge und durch den Glasboden in den Fasskeller. Im holzvertäfelten Tasting Room kann der Gast die Weine verkosten oder im Zen Restaurant zu passenden Gerichten trinken. Einzigartig ist der Zen Fynbos Garten. Südafrika verfügt über eine große Vielfalt endemischer Pflanzen, die nur in der Kapregion vorkommen und in Glen Carlou hat man Bemühungen unternommen, diese ursprüngliche Vegetation zu erhalten. Besonders lohnend ist ein Besuch im Frühjahr, wenn die Wildblumen blühen Die Flora setzt sich meist aus Hartlaubgewächsen, wie der bei uns als Zierpflanze beliebten Protea, Heidekraut, verschiedenen Grasarten und Zwiebelpflanzen wie Gladiolen zusammen, die zwischen wuchtigen alten Felsen gedeihen und die Besucher mit ihren Aromen zum Meditieren einladen.

Donald Hess ist froh, über die letzten Jahrzehnte die Möglichkeit gehabt zu haben, seine Leidenschaft für die Wein mit der Liebe zur zeitgenössischen Kunst verbinden zu können. Vom blutigen Laien („Ich habe nicht gewusst, dass mein erster Kunstkauf, eine Lithographie von Picasso stammte.“) hat sich Hess zum Sammler entwickelt. Die erworbenen Bilder müssen ihn tief bewegen. Donald Hess sammelt maximal 20 Künstler gleichzeitig, heute sind es über 60 internationale Künstler (www.hessartcollection.com). Zu den meisten Künstlern pflegt er eine langjährige Freundschaft. Meist sind es junge, aufstrebende Künstler, von denen er bis zu 40 Arbeiten besitzt. „In meiner Vorstellung sind Wein und Kunst unlösbar miteinender verbunden, reflektieren sie doch beide die Komplexität und die Schönheit des Lebensgefühls unserer Zeit”, sinniert er.

Seit 2006 befindet sich in Glen Carlou ein Teil seiner umfangreichen Kunstsammlung. Die Präsentation wechselt alle zwei Jahre. Derzeit sind Arbeiten des weltbekannten Land Art Künstlers Andy Goldsworthy zu sehen, die sich durch ihre Vergänglichkeit auszeichnen. Goldsworthy arbeitet nur mit Naturmaterialien, die er an Ort und Stelle findet. Die erspürte Energie der Natur portraitiert er dann in seinen Arbeiten. Dann dokumentiert er die fragilen Kunstwerke fotografisch. Kinogänger begeisterte 2002 Rivers and Tides, ein Film von Thomas Riedelsheimer, der Goldsworthy über ein Jahr lang bei seiner Arbeit beobachten konnte und ihn nach Kanada, in die USA, nach Frankreich und in seine schottische Heimat begleitete. Der heute in New York lebende Ouattara Watts von der Elfenbeinküste zeigt in seinen Werken Einflüsse von verschiedenen Weltkulturen und drückt in seinen Gemälden und Zeichnungen eine Verschmelzung afrikanischen Erbes, alten Wissens und seiner Kenntnis der modernen Welt aus. Dem europäischen Publikum wurde er 2002 durch die documenta bekannt. Mit dem 2004 verstorbenen Deryck Healey aus Durban ist auch ein Südafrikaner in der Ausstellung präsent, denn Hess ist es wichtig, Künstler der Region zu sammeln. Healey lässt sich mit seinem eklektizistischen Stil nur schwer in eine Schublade packen. Meist basierte sein künstlerisches Vokabular auf konzeptionellen Wortspielen, die in farbenfrohen, höchst sinnlichen Skulpturen und Gemälden ihren künstlerischen Ausdruck fand. Häufig spürt man darin aber auch die Auseinandersetzung mit dem politischen System, das ihn umgab.

Swartland

Verlässt man Kapstadt entlang der Westküste nach Norden, erreicht man das Swartland. Den Namen hat es durch die Renosterbüsche, die sich nach Regen schwarz färben. Die Landschaft ist runder als direkt am Kap. Auf dem Weg dorthin passiert man Capaia. Wo früher ausschließlich Weizen angebaut wurde, zogen vor gut 10 Jahren Alexander Baron von Essen und seine Frau Ingrid Reben hoch. Mit gutem Erfolg, denn der umweltfreundlich angebaute Blends aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Shiraz und Petit Verdot brachte bei den Vorkostungen Jahr für Jahr sehr gute Ergebnisse. Meist sind die Farmen der jungen Weinbauregion größer und Weinanbau ist wie bei Ormonde und Groote Post nur ein Teil des Geschäfts, doch arbeitet man kräftig an der Entwicklung von Weinrouten und neuen Touristenattraktionen. Besonders die herrlichen roten Blends aus dem Swartland begeistern Weinfreunde. Dass Nomen keineswegs Omen ist beweißt Allesverloren. Weinmaker Danie Malan ist eine Urgewalt und sein Port gehört zu den besten des Landes. Doch auch der Shiraz mit den fürs Swartland typischen runden Gerbstoffen lohnt den Besuch.

Elgin und Walker Bay

Elgin und Walker Bay

Naturliebhaber treibt es im September/Oktober entlang der Garden Route nach Hermanus im Südosten Kapstadt. Bis auf einige Meter kommen die Wale in der Bucht ans Ufer und man kann sie beim Frühstück im Freien beobachten. Auf dem Weg dorthin führt die Strasse hinauf nach Elgin, einem der kühlsten und höchsten Anbaugebiete am Kap. Der Neurochirurg Dr. Paul Cluver hatte dort in einer geerbten Apfelfarm Wein gepflanzt. Das Klima ermöglicht einen ausgezeichneten Pinot Noir, Chardonnay und eine phantastische Riesling Beerenauslese. Heute wird er unterstützt von Sohn Paul und Schwiegersohn Andries Burger. Im Sommer finden im eigenen Amphitheater Konzerte statt. Etwas weiter liegt Walker Bay mit Luddite, dem Weingut von Niels Verburg. Niels konzentriert sich auf seine Lieblingsrebe Shiraz und macht draus einen würzig-schweren Wein, der in handnummerierten Flaschen auf den Markt kommt. Im Hemel-en-Aarde Tal hat Pinot-Pionier Peter Finlayson, der Onkel von Glen Carlou-Winzer David, bei Bouchard Finlayson mit dem 05er Tete de Cuvée Galpin Peak einen komplexen, nach reifen Kirschen duftenden Pinot Noir gekeltert, doch auch sein eleganter Missionvale Chardonnay ist einen Besuch wert. Seine Nichte Carolyn baute zusammen mit ihrem Schweizer Mann JC Martin ein paar Kilometer weiter talauf mit Creation Wines eine Mischung von 2/3 roten und 1/3 weißen Reben an. Noch sind die Weine sehr jung, doch verraten sowohl die roten Blends wie auch der Sauvignon Blanc und der Viognier, dass das Weingut ein gutes Potenzial besitzt.

Man darf also gespannt sein, was in den kommenden Jahren in Stellenbosch und Paarl, aber auch in den aufstrebenden jungen Weinbauregionen Südafrika passiert und tut sicherlich gut daran, Südafrika ganz oben auf die Watchlist zu setzen.

Tierbeobachtung am Kap

Die Big Five am Kap haben bereits die frühen Buren ausgerottet, den die Elefanten, Nashorn und Paviane vertrugen sich nicht mit dem Acker- und Weinbau. Am Rande des etwas entfernteren Weinbaugebiets Klein Karoo liegt mit der Sanbona Wildlife Reserve die einzige Möglichkeit die Highlights der südafrikanischen Tierwelt in halbwegs freier Natur zu beobachten, ohne auf Luxus verzichten zu müssen. Preiswerter lockt im August/September ein buntes Meer an Wildblumen. Die Kapregion verfügt über viele endemische Arten. Bei der Fahrt m Tafelberg Nationalpark zum Kap der Guten Hoffnung kann man Pinguine und manchmal Wale beobachten. Hermanus gilt als der Ort, wo man am besten Wale von Land aus beobachten kann. Beste Zeit: August/September, doch auch ab Mitte Juli bis Anfang Dezember kommen die Wale an die Küste.

Anreise

South African Airlines fliegen mit täglichen Flügen über Johannesburg ans Kap. Noch schneller geht’s con Oktober bis März sogar mit Star Alliance Partner Lufthansa, die täglich um 22.50 in Frankfurt starten und um 11.20 in Kapstadt landen. Dertour bietet eine einwöchige Städtereise mit Lufthansa nonstop Flug nach Kapstadt für vier Nächte ab 899 Euro an. Gebeco hat ein ganzes Bündel an Rundreisen für Südafrika geschnürt (www.gebeco.de)

Links zu den Weingütern

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