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Nachhaltigkeit in Kalifornien

Nachhaltigkeit beim kalifornischen Wein

Wirtschaftlichkeit, soziale Verantwortung und umweltschonendes Handeln - immer mehr kalifornische Weinbaubetriebe bringen diese Begriffe während ihrer täglichen Arbeit in einen harmonischen Dreiklang. Ihr gemeinsames Ziel ist „Sustainability“ - Nachhaltigkeit. Zur Fachtagung „Nachhaltigkeit - Handeln mit Zukunft“ lud die Brown Forman Corporation im Mai nach Frankfurt, wo sich Vertreter der Weinwirtschaft und des Handels am Beispiel von Fetzer Vineyards, dem größten Erzeuger von Bioweinen aus Kalifornien, über das Engagement in dieser Sparte zu informieren.

Einen Überblick der Geschichte der ökologischen Landwirtschaft in Kalifornien gab Glenn McGourty von der University of California in Davis: Waren die Nachkriegsjahre geprägt von Industrialisierung der Landwirtschaft und starken Einsatz der für die chemische Kriegsführung entwickelten Nitrate, Herbizide und Pestizide, so setzte Ende der 60er in den USA ein Umdenken ein.

Vorreiter der ökologischen Landwirtschaft hatten Pionierarbeit geleistet: Rudolf Steiner mit dem Konzept der biodynamischen Landwirtschaft, der Agrarökologe Sir Albert Howard oder die Rodale Family, die das „Organic Farming Magazine“ gründete. Die University of California startete 1979 das IPM - Programm (Integrated Pest Management) zur integrierten Schädlingsbekämpfung. In Folge einer Landwirtschaftskrise im Mittleren Westen begann sich eine Bewegung der nachhaltigen Landwirtschaft zu formieren, die dazu führte, dass 2002 vom Kalifornischen Weininstitut und der Vereinigung der kalifornischen Weinbauern der „Code of Sustainable Wine Growing“ aufgestellt wurde.

Auf dem Weg der Nachhaltigkeit

Ann Thrupp ist Managerin für ökologische Entwicklung bei Fetzer und zudem Geschäftsführerin der California Sustainable Winegrowing Alliance. Sie erläuterte, was Sustainability erreichen will: „Wir wollen nicht nur wirtschaftlich effizient arbeiten, sondern auch soziale Verantwortung tragen und die Umwelt schonend behandeln.“ Die Sustainability-Bewegung schließt zum einen das ein, was in Deutschland unter Integriertem Weinbau verstanden wird: biologischer Pflanzenschutz, Verzicht auf chemische Biozide und übermäßige Düngung, Schonung von Nützlingen im Weinberg und Begrünung. Die Sustainability- Bewegung umfasst auch ökologische und biodynamische Weinbaubetriebe Kaliforniens, die zertifiziert sind und sich wesentlich strengeren Regeln und Kontrollen verpflichtet haben. Darüber hinaus setzt sie darauf, dass alle Mitarbeiter am Umweltschutz mitarbeiten, zum Beispiel beim Recycling, beim Einsatz erneuerbarer Energien oder der Abwasser-Aufbereitung.

Bei Fetzer Vineyards hat das „Null-Abfall-Team“ innerhalb von 2 Jahren den Abfall durch Recycling um 94 Prozent reduziert. Fahrzeuge im Weinberg fahren mit Biodiesel, und Solarzellen unterstützen den Energiebedarf. Fetzer Vineyards fördert seine Mitarbeiter mit Weiterbildung, Gesundheitsprogrammen und betrieblicher Altersvorsorge. Für Ann Thrupp bedeutet das Motto „Do the right thing“ ganz klar die Nachhaltigkeit: „Die Konsumenten fragen verstärkt nach biologischen Produkten und umweltfreundlichen Methoden. Wir sind den gesetzlichen Bestimmungen voraus und sichern uns einen Wettbewerbsvorteil. Und außerdem: Unsere Produkte stehen einfach für gute Qualität.“

Bonterra steht für Ökowein

Mit Bonterra hat Fetzer eine eigene Ökomarke etabliert. Wie dort die Prinzipien des Ökoweinbaus umgesetzt werden, erläuterten Winemaker Bob Blue und Weinbergmanager David Koball. Alle Vor- und Nachteile des konventionellen, integrierten und anerkannt ökologischen Weinbau abwägend, ist bei Bonterra die Entscheidung für zertifiziert ökologisch gefallen. Kundenvertrauen, Kontinuität, ständige Qualitätsverbesserung und langjährige Führerschaft in Ökokompetenz sind die schlagenden Argumente für ihre Arbeit. „Wir haben eine ganzheitliche Betriebsführung und sind authentisch,“ sagt David Koball. „Außerdem haben unsere Weine ihren eigenen Stil. Quer durch alle Rebsorten und über alle Jahrgänge hinweg bekommen wir die besten Auszeichnungen“, freut sich Bob Blue.

Nachhaltigkeit bei Brown-Forman

Seit 1992 sind Fetzer und Bonterra Teil des Wein- und Spirituosenmultis Brown- Forman. Auch die Muttergesellschaft handelt nachhaltig: Rob Frederick ist verantwortlich für eine globale Nachhaltigkeitsstrategie. Die Vorteile liegen auf der Hand, meint Rob Frederick: „Die Verbraucher fordern umweltverträgliche Produkte, die Mitarbeiter wollen für ein Unternehmen arbeiten, das für Werte steht; und schließlich fordern das auch unsere Investoren.“ Für ein humanes Weltwirtschaftswunder setzt sich Peter Spiegel vom Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft ein: „Nachhaltiges Handeln funktioniert auch profitabel, wie wir am Beispiel von Fetzer Vineyards sehen.“ Auf der Fachtagung erläuterte er das Ziel seines Verbandes: die Schaffung eines sozial und ökologisch nachhaltigen Ordnungsrahmens für die Globalisierung als Schwerpunktthema beim G8-Gipfel 2007 in Deutschland.

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